Gut für Mieter und Käufer Corona-Folge: Immobilienpreise bleiben stabil

Düsseldorf · Bei allen schlimmen ökonomischen Begleiterscheinungen, die der Ausbruch der Corona-Pandemie mit sich bringt, hat die Krise doch noch einen positiven Effekt für Verbraucher: Mieten und Immobilienpreise dürften in diesem Jahr kaum steigen.

„Wir rechnen für 2020 bei den Immobilienpreisen mit einer Stagnation, teilweise auch mit einem Rückgang im einstelligen Bereich“, sagte der Branchenexperte Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) unserer Redaktion.

Zwar hat das Kölner Institut noch keine konkreten Berechnungen vorliegen, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Krise in den Großstädten deutlich stärker auf die Preise drücken wird als in den ländlichen Regionen. Das gilt für Mieten und Käufe. Kündigungen seitens der Vermieter sind in den nächsten Monaten nicht möglich, Mietsteigerungen in vielen Fällen ausgeschlossen. Für höhere Mieten fehlt es Haushalten, die plötzlich von Kurzarbeitergeld leben müssen, an Geld; selbst eigentlich notwendige Umzüge bleiben aus, weil die Kontaktsperre das meist unmöglich macht und viele zudem auch die Kosten eines Umzugs scheuen.

Was davon sich nach dem Ende der Pandemie deutlich verändern wird, ist noch offen. Voigtländer jedenfalls hält es für möglich, dass nach Corona mehr Menschen als bisher die finanziellen Vorzüge des Landlebens für sich entdecken könnten, fernab der Menschenmengen der Großstadt. Vor allem dort sind die Konsequenzen sowohl bei Kauf- als auch bei Mietobjekten schon spürbar: „Die Zahl der Besichtigungen hat deutlich abgenommen, das Transaktionsgeschäft ist fast zum Erliegen gekommen“, so Voigtländer. Dennoch gilt: „In Zeiten der Nullzinsen bleiben Wohnimmobilien eine gefragte Geldanlage. Die Leute wissen schließlich nicht, wohin mit ihrem Geld.“

Weitaus stärker als im Wohnimmobilienbereich macht sich die Krise indes im Geschäft mit gewerblichen Immobilien bemerkbar. Dort brechen den Vermietern die Einnahmen weg, weil vor allem die Mieter von Ladenlokalen ohne entsprechendes Geschäft meist nicht in der Lage sind, die Mieten zu zahlen. Wie viele davon zurückkehren, ist offen. Der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrit Heinemann glaubt, dass von 400.000 Einzelhändlern in Deutschland, die keiner Filialkette angehören, zum Jahresende die Hälfte aufgegeben wird. Das würde für entsprechenden Leerstand sorgen.

Auch Zahl und Größe von Büroimmobilien könnten langfristig schrumpfen. „Viele haben jetzt die Vorteile des Homeoffice für sich entdeckt“, so Voigtländer. So manches Unternehmen, das in den Metropolen gegenwärtig noch große Offices unterhält, könnte nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen und nach Ablauf eines Mietvertrages kürzer treten.

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