Frankfurt Commerzbank plant erste Dividende seit 2007

Frankfurt · Die Börse feiert die Bank wegen der Rückkehr zur Ausschüttung und wegen steigender Gewinne. Analysten sehen indes auch den angekündigten Abgang von Vorstandssprecher Martin Blessing positiv.

Mehr als einmal ist in den vergangenen Jahren darüber spekuliert worden, ob der Vertrag von Commerzbank-Chef Martin Blessing noch einmal verlängert werden könnte. Allzu häufig hatte der Manager in der Kritik gestanden. Dass Blessing von sich aus aufhören würde, stand bei vielen gar nicht im Fokus. Nun hat der Vorstandssprecher genau das getan, und die Fachwelt scheint überrascht.

Allerdings nicht überall. "Wer Martin Blessing kennt, den wundert das weniger", heißt es im Umfeld des Unternehmens. Dahinter steckt offensichtlich die Erkenntnis, dass ein 52-jähriger Spitzenmanager, der fünfzehn Jahre im Vorstand verbracht hat, davon die Hälfte als erster Mann, nicht mehr viele Gelegenheiten bekommt, sich noch mal anders zu orientieren. Wohin, steht angeblich noch nicht fest. "Ich habe noch keine konkreten Pläne", sagt Blessing in einem Interview, das im Intranet der Bank veröffentlicht wurde. Er kündigt darin an, "den Kollegen und der Bank beim Führungswechsel zu helfen". Etwaige Spannungen mit dem Aufsichtsrat oder dem Bankenrettungsfonds seien nicht der Grund für seinen Abgang.

Bleibt also einstweilen nur die These von den persönlichen Veränderungswünschen des Bankers Blessing. Für ihn könnte jetzt der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel sein, nachdem er die Bank aus dem Krisenmodus geführt hat. "Er hat den Turn-around geschafft und die Bank wieder erfolgreich gemacht", sagen Insider.

Tatsächlich will das Unternehmen für das laufende Jahr erstmals nach acht Jahren wieder eine Dividende zahlen. 20 Cent Ausschüttung je Aktie sind geplant. Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass der Aktienkurs gestern zeitweise um sieben Prozent gestiegen ist. Ein anderer sind die Zwischenzahlen der Bank. Der operative Gewinn ist im dritten Quartal dieses Jahres um ein Viertel auf 425 Millionen Euro gestiegen. Das Konzernergebnis hat zwischen Juli und September zwar von 225 Millionen auf 207 Millionen Euro nachgegeben. Aber unter dem Strich steht für die ersten neun Monate immer noch ein Plus von mehr als 60 Prozent auf 853 Millionen Euro.

Zahlen, die für eine durchaus erfolgreiche Etappe in der Ära Blessing sprechen. Allerdings ist die Bank bei knapp sieben Prozent Eigenkapitalrendite weit entfernt von der Spitze. Und somit gibt es auch jene, die den Anstieg beim Aktienkurs auf Gründe zurückführen, die für den Scheidenden weniger schmeichelhaft sind. "Blessing ist weg - das ist positiv", sagte ein Händler. Mit anderen Worten: Ohne ihren Noch-Chef stehe die Bank vor einer erfolgreicheren Zukunft.

Den Nachweis muss der Nachfolger antreten. Ihn zu suchen, haben Klaus-Peter Müller und Co. jetzt bis weit ins neue Jahr hinein Zeit. Man kann mit einigermaßen großer Sicherheit davon ausgehen, dass sie sich auf die Suche nach einer deutschsprachigen Führungskraft machen werden. Die Erfahrungen der Deutschen Bank mit ihrem früheren Co-Vorstandschef Anshu Jain reichen für diese Annahme wahrscheinlich aus. Zumindest des Deutschen mächtig sollte ein Spitzenbanker in Frankfurt sein.

(RP)
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