Frankfurt Commerzbank droht 500-Millionen-Strafe

Frankfurt · Die Bank steht wie andere wegen Geschäften mit Bannstaaten im Visier der amerikanischen Justiz. Der Aktienkurs fällt um fast fünf Prozent.

Rund zwei Milliarden Euro ist das 17-Prozent-Paket des Bundes an der Commerzbank wert. Die Beteiligung über den Rettungsfonds Soffin gibt es, seit der Staat der inmitten der Finanzkrise wankenden Bank Anfang 2009 unter die Arme greifen musste. Damals war das Papier an der Börse noch mehr als 40 Euro wert - ein Kurs, den es seither nur noch selten gab. Heute notiert die Aktie gerade mal bei etwas mehr als einem Viertel dieses Wertes, nachdem sie gestern bei einem Minus von fast fünf Prozent der große Verlierer im Dax war.

Der Grund für den Absturz am Aktienmarkt: Die "New York Times" berichtete, der Commerzbank drohe wie anderen Instituten, die direkt oder indirekt Geschäfte mit dem Iran gemacht hätten, eine hohe Geldstrafe in den USA. Von etwa 500 Millionen Euro (knapp 370 Millionen Euro) ist die Rede und davon, dass eine Einigung mit den amerikanischen Behörden noch im Sommer möglich sei. Die Commerzbank äußert sich dazu nicht.

Die zweitgrößte deutsche Bank steht in einer Reihe mit anderen Geldhäusern rund um den Globus, die von den Amerikanern bestraft werden. Im Kern geht es darum, dass die betroffenen Banken über Jahre hinweg US-Handelssanktionen missachtet haben sollen. BNP Paribas, die größte französische Bank, war deshalb jüngst zu einer Zahlung von knapp neun Milliarden Dollar verurteilt worden - der höchsten Geldstrafe, die in den Vereinigten Staaten je gegen eine ausländische Bank verhängt wurde. Dass die Deals nach französischem Recht in Ordnung waren, half BNP Paribas vor US-Gerichten nicht weiter. Immerhin dürfen die Franzosen, die unter anderem Geschäfte mit Iran, Sudan und Kuba machten, ihre Banklizenz in Übersee behalten.

Ein Verlust dieser Lizenz droht der Commerzbank wohl auch nicht. Und die Dimension der Geldstrafe ist auch eine ganz andere als bei den Franzosen - genauso wie bei der Deutschen Bank, bei der es wegen der gleichen Vorwürfe um eine Strafzahlung von rund 400 Millionen Dollar gehen soll. Aber sie würde ein gewaltiges Loch in den Sockel von mehr als 900 Millionen Euro, reißen, den die Commerzbank als Rückstellung für solche Streitigkeiten wie in den USA gebildet hat. Das kostet Geld, es könnte möglicherweise weitere Rückstellungen notwendig machen, und das wiederum könnte den Gewinn schmälern. "Der Ausgang des Verfahrens ist derzeit noch nicht absehbar", heißt es im Geschäftsbericht der Commerzbank für das vergangene Jahr, in dem eingedenk drakonischer Strafen gegen andere Branchengrößen auch schon von einem möglichen Vergleich die Rede ist.

Somit bahnt sich in den USA ein weiterer Tiefschlag an, auch für den Commerzbank-Großaktionär Bund. Der will irgendwann den Ausstieg aus seiner Bankbeteiligung. Aber solange der Aktienkurs an der Zehn-Euro-Linie entlang dümpelt, wäre ein Verkauf der Anteile ein schlechtes Geschäft. Mehrfach wurde bereits spekuliert, dass ein Kurs zwischen 18 und 19 Euro für das Bundesfinanzministerium als Sachwalter der Bundesbeteiligung geeignet sei, um den Anteil zu verkaufen.

Aber von diesem Niveau ist die Aktie derzeit noch weit entfernt. Und eine Dividende darf der Bund in diesem Jahr wohl auch nicht erwarten, obwohl die Bank mit den 200 Millionen Euro nach Steuern im ersten Quartal den ersten dreistelligen Millionengewinn seit anderthalb Jahren erwirtschaftet hat. Das war immer noch weniger, als Analysten erwartet hatten. Insofern bleibt die Commerzbank-Aktie für den Bund ein schwieriges Investment.

(RP)
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