Berlin/Frankfurt Commerzbank-Chef will Dispo-Nutzung begrenzen

Berlin/Frankfurt · Martin Blessing will stattdessen über "günstigere Kredite" reden. Ähnliches hat die große Koalition im Blick.

Commerzbank-Chef Martin Blessing fordert ein Gesetz gegen die dauerhafte Nutzung von Dispo-Krediten. Blessing sagte der "Bild", niemand sollte dauerhaft im Dispo sein: "Es gibt günstigere Kredite. Ich finde deshalb ein Gesetz gegen das dauerhafte Nutzen des Dispo-Kredits sinnvoll, quasi eine Dispo-Nutzungsbremse." Die von ihm vorgeschlagene Nutzungsbremse könne so aussehen: "Kunden könnten nach zehn Tagen im Dispo einen automatischen Hinweis von der Bank per SMS oder E-Mail bekommen. Dann könnten wir mit ihnen über günstigere Kredite reden", so der Vorschlag von Blessing.

Dagegen hatte sich der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, Jürgen Fitschen, jüngst gegen eine gesetzlich verankerte Warnpflicht bei einer Überziehung des Kontos ausgesprochen. "Wer nach einer Woche beispielsweise schon einen Anruf bekommt, weil er mit 1000 Euro im Dispo ist, kann sich möglicherweise nicht beraten, sondern vielleicht eher belästigt fühlen", begründete Fitschen, zugleich Co-Chef der Deutschen Bank, seine Haltung.

Die deutsche Kreditwirtschaft insgesamt ist nach eigenen Angaben gesprächsbereit. Die Umsetzung eines Warnhinweises müsse aber für alle Anbieter praktikabel und technisch realisierbar sein. Bereits heute schon würden die Berater in Banken und Sparkassen Kunden ansprechen, wenn sie auffällig lange ihren Dispo in Anspruch nähmen. Überziehungskredite seien nur als Überbrückung für kurze Zeit gedacht. "Wer eine längerfristige Finanzierung benötigt, sollte dafür andere Angebote wie zum Beispiel Ratenkredite nutzen", erklärte der derzeit für die Branche federführende Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, dass Banken verpflichtet sind, Kunden mit einem überzogenen Konto und bei langfristiger Inanspruchnahme des Dispokredits zu warnen. Bundesverbraucherminister Heiko Maas (SPD) hatte kürzlich zudem betont, gegen hohe Überziehungs-Zinsen vorgehen zu wollen. "Wir wollen mit Verbraucherverbänden und der Kreditwirtschaft sprechen, um zu effektiven und praktikablen Lösungen zu kommen", erklärte das Ministerium gestern.

(dpa)
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