Bank sieht sich wieder auf Erfolgskurs Commerzbank-Chef bekommt weniger Gehalt

Frankfurt/Main (rpo). Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller erhält für 2002 weniger Gehalt als für 2001. Weitere Nachricht von der Hauptversammlung am Freitag in Frankfurt: Die Commerzbank sieht sich für das Jahr 2003 wieder auf Erfolgskurs.

Mit Nachdruck hat Commerzbank-Chef Klaus- Peter Müller nach der überraschenden Rückkehr in die schwarzen Zahlen im 1. Quartal für 2003 wieder "sonnige Zeiten" versprochen. Doch die gebeutelten Anleger schenkten dem am Freitag in Frankfurt wenig Glauben. "Es ist zu befürchten, dass das 1. Vierteljahr das Beste bleibt", sagte ein Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung. Zudem wurden Zweifel laut, ob die Bank alleine überhaupt noch überlebensfähig ist.

"Wir sind zuversichtlich, die Commerzbank auf den Weg des Erfolgs zurückführen zu können", betonte Vorstandssprecher Müller bei seinem Ausblick für 2003 vor knapp 3000 Kleinaktionären. Der Vorsteuergewinn im 1. Vierteljahr 2003 von 38 Millionen Euro sei dabei noch kein zufrieden stellendes Ergebnis. Die Aktionäre blieben dagegen misstrauisch, ob die viertgrößte deutsche Geschäftsbank in diesem Jahr nicht sogar erneut Verluste schreiben könnte.

Im vergangenen Jahr war das Geldhaus mit 372 Millionen Euro erstmals seit 20 Jahren in die roten Zahlen gerutscht. Der Kurs der Commerzbank-Aktie stürzte im Herbst auf rund fünf Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Trotz der Kurserholung auf mehr als neun Euro haben die Anteilsscheine an den Börsen damit in den vergangenen drei Jahren rund 85 Prozent ihres einstigen Wertes verloren. "Im Vergleich zur letzten Hauptversammlung hat sich der Kurs der Aktie halbiert", kritisierte ein Aktionärssprecher.

Im Gegensatz dazu büßte Müller nur knapp zehn Prozent seines Gehaltes ein. Für 2002 habe er insgesamt 1,23 Millionen Euro erhalten, berichtete der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Martin Kohlhaussen. 2001 hatte Müller einschließlich aller variablen Vergütungen 1,35 Millionen Euro erhalten.

Anleger zweifeln

Angesichts der Flaute an den Aktienmärkten und der andauernden Konjunkturschwäche zweifeln die Anleger daran, dass die Commerzbank wieder operativ mit Gewinn arbeiten kann. Müller sieht sein Institut dagegen auf dem besten Weg, von seinen Stärken - dem Geschäft mit den Privatkunden und mit dem Mittelstand - zu profitieren. Bei den kleinen und mittelgroßen Firmenkunden bewege sich die Bank bereits vom 2. auf den 1. Rang in Deutschland zu, bei den Privatkunden sei der zweite Platz in Sicht. Auch die laufende zusätzliche Streichung von 3100 der 35 000 Stellen werde die Bank wieder auf den Erfolgsweg zurückbringen.

Dies zweifeln Aktionärsschützer an. "Die Commerzbank läuft derzeit Gefahr, beim aktuellen Konsolidierungsprozess in der Branche den Zug zu verpassen", sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schützvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der dpa. Die Chance, allein überleben zu können, sei sehr gering. Dabei dürfe das Institut aber nicht nur im Inland nach einem Käufer suchen. Die deutsche Bankenlandschaft habe keine Zukunft, wenn sie sich nur national konsolidiere. Müller jedoch sieht den Prozess von Bankenfusionen in Deutschland und Europa derzeit zum Stillstand gekommen.

In der Vergangenheit waren mehrfach Gerüchte über eine mögliche Fusion zwischen der HypoVereinsbank und der Commerzbank laut geworden. Zunächst einmal müssten beide Häuser ihre eigenen Hausaufgaben erledigen, wurde solchen Spekulationen in Frankfurt und München mehrfach widersprochen.

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