Kritik an Sondervergütungen Commerzbank-Boni zehnmal so hoch wie Gewinn?

Frankfurt/M. · Bei den deutschen Großbanken fallen die Sonderzahlungen offenbar weit höher aus als die Dividenden.

 Ein Mann klettert neben dem Commerzbank-Logo an der Fassade empor. Die Bank will hohe Boni auszahlen.

Ein Mann klettert neben dem Commerzbank-Logo an der Fassade empor. Die Bank will hohe Boni auszahlen.

Foto: dpa

Deutschlands größte Banken geraten wegen ihrer Praxis bei den Sondervergütungen für Mitarbeiter erneut in die Kritik. Zwei Tage vor der Veröffentlichung der Commerzbank-Bilanzzahlen heißt es, das teilverstaatlichte Institut werde ungefähr 300 Millionen Euro an Boni an seine Mitarbeiter ausschütten.

Das wären zwar etwa fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Aber laut "Handelsblatt" rechnen Analysten nur mit einem Überschuss von etwa 31 Millionen Euro. Anders formuliert: Wenn die Zahlen stimmen, wären die Boni fast zehnmal so hoch wie der Gewinn. Entsprechend niedrig, so sagen Experten, dürfte die Beteiligung der Aktionäre — zu denen gehört mit einem Anteil von gut 25 Prozent auch der Bund —ausfallen.

Bei der Deutschen Bank sieht das ähnlich aus. Zwar soll der Branchenführer, der bereits im vergangenen Jahr die Vergütung für Investmentbanker um 14 Prozent gesenkt hatte, jetzt die Bar-Boni auf 300 000 Euro je Mitarbeiter begrenzt haben. Trotzdem dürfte die Gesamtsumme der Boni nach Einschätzung von Beobachtern immer noch ein Mehrfaches der Ausschüttung betragen. Die wird voraussichtlich — wenn die Hauptversammlung dem Vorschlag von Vorstand und Hauptversammlung zustimmt — bei etwa 765 Millionen Euro liegen. Die Bank selbst verweist darauf, dass sie ihren Vergütungsbericht erst am 20. März veröffentlicht.

Beide Banken wollen sich dazu nicht äußern. Das tun aber Aktionärsschützer: "Da redet man bei den Banken von Nachhaltigkeit und gemeinsamen Zielen, und dann ist das Verhältnis zwischen Boni und Dividende so unausgewogen. Das passt nicht zusammen", sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Eigentlich müsse es eine Risikoprämie für die Investoren geben, aber davon sei nichts zu sehen, so der Aktionärsschützer. "Das wird Unmut bei den Aktionären auslösen", vermutet Tüngler.

Seit Jahresbeginn gilt, dass Boni das Festgehalt eines Mitarbeiters nicht übersteigen dürfen. Einzige Ausnahme: Die Aktionäre stimmen einer anderen Regel zu. Im Kreditwesengesetz ist geregelt, dass ein entsprechender Beschluss nur wirksam ist, wenn zwei Drittel der Eigentümer auf der Hauptversammlung zustimmen. Sind dort weniger als 50 Prozent des Grundkapitals anwesend, müssen von denen sogar drei Viertel zustimmen.

(RP)
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