Frankfurt Commerzbank-Aktie fällt auf Rekordtief

Frankfurt · Die Commerzbank stemmt sich gegen die Dauer-Niedrigzinsen. Zusätzliche Gebühren für Privatkunden und für Mittelständler sogar Strafzinsen sollen die wegbrechenden Zinserträge wenigstens zum Teil wettmachen. Von dem Ziel, auch 2016 wieder auf einen Milliardengewinn zu kommen, verabschiedete sich Finanzchef Stephan Engels gestern endgültig. Die trüben Aussichten verschreckten die Anleger: Die Commerzbank-Aktie sackte zeitweise um mehr als acht Prozent auf ein Allzeittief von 5,27 Euro. Engels reagierte gelassen: "Ich mache mir keine Sorgen um die Stabilität der Commerzbank."

Das kann man auch anders sehen. Die in der Finanzkrise mit 18 Milliarden Euro gerettete und teilverstaatlichte zweitgrößte deutsche Bank ist an der Börse nur noch 6,6 Milliarden Euro wert. Seit Martin Zielke im Mai die Führung der Commerzbank von Martin Blessing übernommen hat, verlor die Aktie 36 Prozent.

Bei ihrer neuen Strategie stünden Kosten, Erträge und Digitalisierung im Mittelpunkt, sagte Engels. Der Sparkurs dürfte vor allem die Mittelstandsbank treffen, die am stärksten unter den Mini-Zinsen und der schwachen Kreditnachfrage der Unternehmen leidet.

Der Nettogewinn brach im ersten Halbjahr auf 372 Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor hatte die Commerzbank 645 Millionen Euro erwirtschaftet, zum Jahresende standen noch 1,06 Milliarden Euro Gewinn zu Buche. Es sei völlig offen, ob das normalerweise schwächere zweite Halbjahr besser laufen werde, sagte Engels. Die Aktionäre sollten trotzdem eine stabile Dividende von 20 Cent je Aktie bekommen.

Im Privatkundengeschäft helfen noch Zuwächse bei Ratenkrediten und Baudarlehen. Doch auch hier müssen die Kunden Gebühren für Kreditkarten und Depots zahlen. Sonderkonditionen werden gestrichen. Im Mittelstand verlangt die Bank von Firmenkunden Zinsen für die Einlagen, die auch deshalb seit Jahresbeginn um 22 Milliarden Euro abgeschmolzen sind. Für variable Kredite werden Mindestzinsen eingeführt. Bei Privatkunden seien Strafzinsen noch tabu, hieß es.

Im Stresstest der EU-Bankenaufsicht hatte die Commerzbank in der vergangenen Woche so schlecht abgeschnitten wie keine andere deutsche Bank. Frisches Geld brauche sie aber nicht, so Engels. Bis 2019 muss die Commerzbank auf eine harte Kernkapitalquote von 11,75 Prozent kommen. Er sei "sehr entspannt, dass wir noch ein Stück über dem Ziel liegen werden", sagte Engels. Zuletzt war die Quote auf 11,5 Prozent abgeschmolzen.

(rtr)
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