Kaufinteressent der "New York Times" Chen Guangbiao ist Chinas schrägster Millionär

New York · Chinesen geben sich zurückhaltend, und Wohltaten sollen bloß nicht aufgebauscht werden - das Gegenteil dieser Mentalität ist Chen Guangbiao. Der exzentrische Millionär will die "New York Times" kaufen. Und spendet Millionen für die Armen.

Chen Guangbiao will die New York Times kaufen
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Chen Guangbiao will die New York Times kaufen

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Chen Guangbiao hat es geschafft und sich vom kleinen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen aus der Provinz Anhui zum Großunternehmer empor gekämpft, der die renommierten "New York Times" übernehmen möchte. Selbstbild und Selbstbewusstsein des Mannes sind offenbar unerschütterlich. Daran änderte auch der empfindliche Dämpfer nichts, den er am Mittwoch vom traditionsreichen Zeitungshaus erhielt.

Das Interesse bestehe auch weiterhin, konterte er, und er werde nach einem Investor und amerikanischen Partner für seine Übernahmepläne suchen. In einem Interview hatte er einmal behauptet: "So lange der Preis stimmt, gibt es nichts, was nicht gekauft werden kann."

"Der Ton könnte sich ändern"

Warum ein Chinese ausgerechnet ein US-amerikanisches Traditionsblatt kaufen sollte, ließ sich der Multi-Millionär ebenfalls entlocken: Tradition und Stil der "New York Times" machten es "sehr schwer, objektiv über China zu berichten. Wenn wir sie kaufen könnten, könnte der Ton sich ändern."

Die Unnachgiebigkeit passt zu dem Bild, das Chen Guangbiao in der Öffentlichkeit von sich streut: das des exzentrischen Draufgängers in protzigen Posen, der zwar Millionen auf seinem Konto hortet, aber auch ein Herz für die Armen in der chinesischen Gesellschaft hat.

Imperium aus Müll aufgebaut

Chen Guangbiao hat ein Imperium von Abbruch-Unternehmen geschaffen und es damit in Chinas Liste der Super-Reichen geschafft. In seinem Land gilt Chen Guangbiao als schillernde Persönlichkeit, die immer wieder mit Spendenaktionen und öffentlichwirksamen Auftritten auf sich aufmerksam macht.

So verteilte der 45-Jährige etwa Konserven mit "frischer Luft" in Zeiten besonders hoher Schadstoffwerte. Zwischen 1998 und 2010 soll er chinesischen Staatsmedien zufolge umgerechnet 170 Millionen Euro gespendet haben.

"Moralischer Führer"

Bei einigen Aktion verteilte er in Anwesenheit von Journalisten Geldscheine an die Menschen auf der Straße. Bei vielen Mitmenschen kommt das gut an in der Bevölkerung. Kritiker meinen, er stelle seine Wohltaten zur Schau. Das wiederum kommt nicht gut an.

Und der "Goldene Patrick Bateman" für die unbescheidenste Visitenkarte geht an Guangbiao Chen. http://t.co/vDW6cDTo5f pic.twitter.com/7KS1uHYFkP

Zwei Brandopfern eine OP ermöglichen

Für Aufsehen sorgte Chen Guangbiao bei einer Pressekonferenz am Dienstag in New York, als er sich gemeinsam mit zwei Landsfrauen vor die Presse stellte. Hao Huijun und ihre Tochter Chen Guo zeigten der Öffentlichkeit ihr entstelltes Gesicht. Die Frauen hatten sich 2001 auf Tiananmen Platz in Peking aus Protest in Brand gesteckt und dabei lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Chen Guangbiao brachte Mutter und Tochter in die USA, um ihnen eine Schönheits-Operation zu ermöglichen.

Chen Guangbiao hatte zum Jahreswechsel bekanntgemacht, das Traditionsblatt kaufen zu wollen. Schon damals kündigte er an, falls sein Vorstoß scheitern sollte, werde er nach anderen Medienhäusern wie CNN, der "Washington Post" oder dem "Wall Street Journal" Ausschau halten. Chen Guangbiao wird es weiter veruschen.

(rpo)
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