Prognose für 2015 Deutsche Chemie-Industrie legt zu, aber nur langsam

Frankfurt/Main · Die deutsche Chemie-Industrie wächst weiterhin stetig, aber sie wächst nur langsam. Das fünfte Jahr in Folge kann der Verband der Chemischen Industrie (VCI) einen Umsatzrekord vermelden. Er erwartet auch für 2015 einen Anstieg der Erlöse um rund 1,5 Prozent.

2014 hat das starke Schlussquartal das Umsatzplus noch auf 1,5 Prozent gezogen, wie der Verband am Montag in Frankfurt berichtete.
Der Umsatz kletterte auf den Rekordwert von 193,6 Milliarden Euro. Dabei hat sich das Inlandsgeschäft mit einer Steigerung von 2 Prozent besser entwickelt als das mit den ausländischen Kunden.

Besonders kräftig zeigte sich die Pharma-Sparte mit 5,5 Prozent Produktionszuwachs, während die Grundstoff-Chemie schrumpfte. Aktuell beschäftigt die gesamte Industrie nach VCI-Angaben 442.500 Mitarbeiter und damit 1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Ihre Hoffnungen für das kommende Jahr setzt die Chemiebranche auf die wirtschaftliche Stabilisierung der Eurozone und weiterhin gute Geschäfte mit Abnehmern in den USA. Erwartet werden 196,5 Milliarden Euro Umsatz. Knapp drei Viertel des Geschäfts konzentriert sich auf Europa einschließlich Deutschland. Vom niedrigen Ölpreis habe man wegen des ungünstigen Euro-Kurses nur wenig profitiert.

VCI-Präsident Marijn Dekkers forderte angesichts schrumpfender Weltmarktanteile und stagnierender Investitionen politische Reformen in den Feldern Bildung und Energie. Er verlangte eine Entlastung der Unternehmen von den Kosten der Energiewende. Nur gut 140 von 2000 Firmen erhielten aktuell Entlastungen, so dass die Branche 2014 fast eine Milliarde Euro an EEG-Umlage zahle. Die Energiewende solle stattdessen über den Bundeshaushalt finanziert werden.

Die neuen EU-Vorgaben zur CO2-Reduzierung legten die Messlatte für die Klimabilanz der Chemie "extrem hoch", wenn sie ihre Emissionen im Vergleich zu 1990 um 70 Prozent senken solle, sagte Dekkers: "Derzeit sehen wir weder eine technische noch eine wirtschaftliche Lösung, wie die deutsche chemische Industrie dieses hochgesteckte Ziel erreichen könnte." Die Vorgaben seien "zu ehrgeizig" und letztlich nur mit Produktionseinschränkungen erreichbar.

Im Schulunterricht müssten die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer gestärkt werden, verlangte der VCI-Chef. Der entsprechende Anteil der Pflichtstunden solle von jetzt 28 auf 33 Prozent zunehmen. Das Modell der geplanten Mitfinanzierung der Hochschulen durch den Bund wäre auch für die Schulen wünschenswert, meinte Dekkers.

(dpa)
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