Gründer Evonik verdoppelt sein Wagniskapital für Start-ups

Der Chemiekonzern ist bereits an 25 Start-ups beteiligt. Darunter ist der Schuhsohlen-Drucker Wiivv und das Düsseldorfer Biotech-Unternehmen Numaferm. Nun erhöht Evonik den Fonds für Wagniskapital auf 250 Millionen Euro.

 Die Zentrale des Chemiekonzerns Evonik in Essen.

Die Zentrale des Chemiekonzerns Evonik in Essen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Schuhe, die wie angegossen sitzen – davon haben Läufer wie Fußkranke lange geträumt. Inzwischen macht es der 3D-Druck möglich, individuelle Schuhe maschinell herzustellen. Adidas macht es bei Sportschuhen vor, das Start-up Wiivv Wearables bietet maßgeschneiderte Einlegesohlen aus dem 3D-Drucker an. Bereits drei Fotos, die der Kunde per Handy aufnimmt und an Wiivv überträgt, sollen demnach genügen, um die Druckdaten zu berechnen – eine spezielle Software des US-Unternehmens, die die Fotos in Druckerdaten übersetzt, macht es möglich.

Das Druckmaterial kommt unter anderem vom Chemiekonzern Evonik, der den Rohstoff „Polyamid 12“ in seinem Werk in Marl herstellt. Inzwischen hat Evonik sich auch an Wiivv selbst beteiligt. Und Wiivv ist nicht das einzige Start-up. Die Evonik Venture Capital GmbH ist mittlerweile an 25 Unternehmen beteiligt. Nun legt der Konzern einen zweiten Fonds für Wagniskapital auf.

„Mit einer Einlage von 150 Millionen Euro wird das Gesamtvolumen auf 250 Millionen Euro mehr als verdoppelt“, teilte das Essener Unternehmen am Mittwoch mit. „Das unterstreicht unsere Ambition, einer der weltweit führenden Investoren im Bereich der Spezialchemie zu werden“, sagt Bernhard Mohr, Chef der Evonik Venture Capital. Seit 2012 tritt Evonik als Wagniskapital-Geber auf, vor allem in Bereichen, für die man selbst etwa als Lieferant aktiv ist, und für Digitalfirmen.

Evonik bietet den jungen Unternehmen Geld sowie die Erfahrung eines globalen Chemiekonzerns – und verspricht sich im Gegenzug neben einer zweistelligen Rendite auch strategischen Mehrwert. Je mehr Sohlen etwa Wiivv herstellt, desto höher auch die Nachfrage nach Evoniks Vorprodukten.

Mohrs kleines Team, zehn Investement-Manager in Essen, Hanau, Schanghai und Parsippany (USA), prüfen Hunderte Startups im Jahr. Bis zu 15 Millionen Euro steckt Evonik in ein einzelnes Start-up – von der Frühphase bis zur Anschlussfinanzierung. Evonik wolle nicht den schnellen Euro machen, sondern seinen Start-ups über Jahre ein verlässlicher Partner sein, so Mohr.

Von den 25 Beteiligungen, die der Konzern bislang eingegangen ist, sind drei in Deutschland. Darunter ist das Düsseldorfer Biotech-Unternehmen Numaferm, das Peptide (Eiweißbruchstücke) herstellt, die in Medizin und Kosmetik verwendet werden. Numaferm entstand 2017 als Ausgründung der Universität Düsseldorf. Und wer dabei an die große Qiagen denkt, die bislang berühmteste Ausgründung der Uni, liegt nicht falsch: Zu den Investoren gehört – neben Evonik Venture Capital – auch der Qiagen-Mitgründer Detlev Riesner.

Eine weitere Beteiligung ist die Jenacell, die Nanozellulose als leicht ablösbares Pflaster für Brand- und chronische Wunden herstellt, und an der Uni Jena entstanden ist. Jenacell ist zugleich eines der wenigen Unternehmen, das von Frauen gegründet wurde.

Eine andere Beteiligung ist das niederländische Unternehmen InOvo, das eine schnelle Methode zur Geschlechtsbestimmung von Hühnerembryos im Ei erlaubt und so das brutale Schreddern männlicher Küken überflüssig macht. Das erste kommerzielle Produkte soll 2020 auf den Markt kommen, so Evonik. Evonik ist im Bereich der Zusatzstoffe für Tierfutter seit langem aktiv. „Unsere Venture-Capital-Einheit ist unsere Verbindung zu den Zukunftstechnologien“, so Evonik-Vorstand Harald Schwager.

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