Chefs lernen von Schülern

Beim Pilotprojekt der Rheinischen Fachhochschule und dem Kölner Dreikönigsgymnasium besuchen Schüler Manager und erklären ihnen digitale Medien. Dahinter steckt eine einfache Frage: Was können Führungskräfte von jungen Menschen lernen?

Gabriela Pantring (51) ist Mitglied des Vorstands der Förderbank NRW.Bank.

Während meines Fernstudiums wurden uns Materialien auf Disketten zugeschickt, heute geht so etwas per App. Es ist faszinierend, wie das Internet das Wissen der Welt zugänglich gemacht hat. Ich mache zwar nicht jeden Trend mit, versuche technisch aber auf der Höhe der Zeit zu sein.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich 1995 meine erste E-Mail-Adresse eingerichtet habe. Damals habe ich in New York gearbeitet und das Internet setzte sich immer mehr im privaten Bereich durch. Heute frage ich mich, wie wir ohne Internet gelebt haben.

Das Smartphone ist natürlich heute auch für mich das wichtigste Medium. Trotzdem fand ich es interessant zu erfahren, wie junge Menschen das Gerät nutzen. Wie gehen sie mit digitalen Medien um? Im Vorfeld des Gesprächs hatte ich mir daher natürlich überlegt, was ich von einem 17-Jährigen erfahren möchte. Seine Welt zu verstehen kann uns schließlich dabei helfen, unsere Arbeit besser zu machen. Wir möchten zum Beispiel kein Förderprogramm auflegen, das zu kompliziert für die Bedürfnisse in der digitalen Welt ist.

Und natürlich geht es uns auch um den Menschen: Ein heute 17-Jähriger ist ja ein potenzieller Mitarbeiter der Zukunft. Da stellen wir uns auch im Vorstand immer wieder die Frage, wie wir diese Leute ansprechen? Wir sind ja keine Geschäftsbank, deren Marke man aus der Fußgängerzone kennt.

Ich wollte daher etwa wissen, wie er unsere Homepage wahrnimmt — und auf welchen Kanälen er sich informiert. Ein junger Mensch könnte später ja mal Kämmerer, Wohnungsbau-Investor, Gründer oder Chef eines mittelständischen Unternehmens sein — und damit einer unserer potenziellen Kunden. Da ist es wichtig zu verstehen, wie sie kommunizieren. Ich selbst habe zwar keinen Instagram-Kanal und bin nicht mehr bei Facebook aktiv. Trotzdem möchte ich natürlich wissen, welche Rolle solche Netzwerke beispielsweise für Jugendliche spielen. Die 90 Minuten vergingen daher wie im Flug — und ich habe einiges gelernt. Mir war zum Beispiel nicht klar, wie wichtig es ist, dass Internetvideos nicht zu lang sind. Wir hatten auf unserer Homepage ein Video, das eine Minute dauerte. Christian Meinhold sagte mir, dass er es nicht angeschaut hätte, wenn es länger gewesen wäre. Das hätte ich nicht gedacht. Und ich war auch überrascht, wie intensiv er sich mit dem Thema Sicherheit im Internet auseinandergesetzt hat. Er war sich der Gefahren durchaus bewusst. Das fand ich gut.

Christian Meinhold (17) ist Schüler am Kölner Dreikönigsgymnasium.

Ich dachte immer, dass Vorstände diejenigen seien, mit denen man als Berufsanfänger in den nächsten zehn Jahren erstmal nicht sprechen wird. Durch das Reverse-Mentoring-Programm habe ich jetzt aber einen ganz anderen Eindruck bekommen. Alle waren immer total nett zu mir und sehr interessiert.

Als das Projekt bei uns an der Schule im Leistungskurs Informatik vorgestellt wurde, habe ich genau deswegen mitgemacht. Ich finde es spannend, mal mit dem Vorstand eines großen Unternehmens zu sprechen - und ihm vielleicht sogar noch etwas beizubringen. Von den 15 Schülern aus unserem Leistungskurs haben deswegen auch acht mitgemacht. Während ich bei der NRW.Bank und Rheinmetall war, waren die anderen etwa bei Porsche, Tui, RWE und Airbus.

Natürlich könnte man sich fragen: Was soll ein 17-Jähriger mir als Top-Manager schon beibringen? Wir als Jugendliche haben einen viel selbstverständlicheren Umgang mit sozialen Medien, weil wir mit ihnen aufgewachsen sind. Bei meinem Gespräch bei der NRW.Bank ging es daher auch um die Frage, welche App für mich unverzichtbar ist.

Das ist auf jeden Fall Whatsapp. Natürlich nutze ich auch Instagram und Twitter, weil ich mich damit schnell über das informieren kann, was auf der Welt passiert. Aber über Whatsapp läuft eigentlich der Großteil der Kommunikation. E-Mail nutze ich eigentlich nur noch, um vor Referaten Präsentationen zu verschicken.

Interessant fand ich, dass Frau Pantring von noch ein Blackberry benutzt. Früher hat man zwar immer gesagt, dass die Geräte deutlich sicherer seien, inzwischen haben aus meiner Sicht aber andere Marken wie Apple oder Samsung aufgeholt. In meinem Bekanntenkreis nutzt deswegen niemand mehr ein Blackberry - und auch in Unternehmen dürfte das iPhone inzwischen das gängigste Gerät sein.

Nach dem Abitur würde ich gerne ein duales Studium in Wirtschaftsinformatik machen. Durch das Projekt bin ich dann bei der Recherche bei beiden Unternehmen auf duale Ausbildungsgänge gestoßen. Meinen ersten Termin im Reverse-Mentoring-Programm hatte ich nämlich beim Personalvorstand von Rheinmetall. Der hat mich auf das Ausbildungsangebot in seinem Konzern hingewiesen. Dort bin ich auf eine Ausschreibung von Pierburg, einer Rheinmetall-Tochter, gestoßen und habe direkt eine Bewerbung hingeschickt. Ohne das Reverse-Mentoring-Programm hätte ich diese Ausschreibung wohl nie entdeckt - insofern hat sich die Teilnahme für mich doppelt gelohnt.

(RP)
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