Chef der UBS tritt zurück

Genf (dapd) Der Vorstandsvorsitzende der Schweizer Großbank UBS hat die Verantwortung für die Milliardenverluste bei der Investmentsparte übernommen und seinen Rücktritt angekündigt. Der Deutsche Oswald Grübel erklärte, der Ruf der Bank stehe für ihn an erster Stelle. Darum müsse er seinen Überzeugungen folgen und sein Amt niederlegen.

Vorige Woche war in Großbritannien der UBS-Händler Kweku Adoboli wegen Verdachts auf Betrug und Bilanzfälschung festgenommen worden. Der 31-Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Durch die nicht genehmigten Transaktionen der in London ansässigen Investmentsparte hatte das Kreditinstitut über 2,3 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro) verloren. Zuletzt waren Zweifel laut geworden, dass der Händler den Milliardenschaden allein verursacht haben könne.

"Oswald Grübel betrachtet es als seine Pflicht, für den kürzlichen Vorfall im Zusammenhang mit unautorisiertem Handel die Verantwortung zu übernehmen", hieß es in einer Stellungnahme des Präsidenten des Verwaltungsrats, Kaspar Villinger. "Dies ist Ausdruck seiner konsequenten Haltung und Integrität." Der Verwaltungsrat habe versucht, Grübel zu überzeugen, bis zur nächsten Hauptversammlung im kommenden Jahr Vorstandsvorsitzender zu bleiben. Das habe dieser jedoch abgelehnt. Grübel war wegen des Skandals unter den Druck der Aktionäre geraten.

Bis zur Ernennung eines neuen Vorstandsvorsitzenden werde Europa-Chef Sergio P. Ermotti die Bank kommissarisch leiten, teilte UBS mit. Der Schweizer gilt auch als möglicher dauerhafter Nachfolger des 67-jährigen Grübel. "Sergio ist natürlich ein starker Kandidat", bestätigte auch Villiger. Andere Namen nannte er nicht.

Ein Abgangsentschädigung wird Grübel, der mit seinem Rücktritt eine fünfzigjährige Banken-Karriere beendet, nicht bekommen. Er erhält noch sechs Monate lang sein Gehalt. Seit er 2009 bei UBS eingestiegen war, hatte der 1943 geborene und bei der Deutschen Bank ausgebildete Grübel auf einen Bonus verzichtet und sich mit seinem Grundgehalt von drei Millionen Franken im Jahr begnügt. Es ist ihm gelungen, die von der Finanzkrise und dem Steuerstreit mit den USA an den Rande des Ruins getriebene Bank wieder in schwarze Zahlen zurückzuführen.

(RP)
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