Essen Cevian baut Macht bei Thyssen aus

Essen · Der zweitgrößte Aktionär will jetzt auch in den Aufsichtsrat.

Cevian baut Macht bei ThyssenKrupp aus
Foto: dpa, Oliver Berg

Sieben Monate nach dem Tod von Berthold Beitz schwindet der Einfluss der Krupp-Stiftung auf ThyssenKrupp weiter. Wie der Dax-Konzern gestern mitteilte, hat der schwedische Finanzinvestor Cevian seinen Anteil bei ThyssenKrupp aufgestockt und beansprucht nun auch einen Sitz im Aufsichtsrat. Offenbar zulasten der Krupp-Stiftung, deren Anteil bei der jüngsten Kapitalerhöhung vor wenigen Wochen von über 25 Prozent auf 23 Prozent gesunken ist.

Damit verfügt die Stiftung nicht mehr über eine klassische Sperrminorität: Aktionäre mit einem Anteil von über 25 Prozent können alle wichtigen Vorstandsbeschlüsse blockieren. Noch ist die Macht der Krupp-Stiftung allerdings größer, als ihr zuletzt gesunkener Aktienanteil vermuten lässt. Sie darf immer noch drei Vertreter an der Hauptversammlung vorbei direkt in das Kontrollgremium entsenden. Ein historisches Sonderrecht, das immer schon umstritten war, und zuletzt auf der Hauptversammlung vor gut einer Woche wieder scharf kritisiert wurde. So forderte unter anderem der Chef der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, die Zahl der Stiftungsmandate im Aufsichtsrat dem gesunkenen Aktienanteil anzupassen — und zwar ausdrücklich zugunsten des zweitgrößten Aktionärs Cevian, der bislang nicht im Aufsichtsrat vertreten ist.

Überhaupt gibt Cevian allen Beobachtern Rätsel auf. Auf der Hauptversammlung ergriffen die Schweden kein einziges Mal das Wort. Auch ihr genauer Anteil an ThyssenKrupp ist unbekannt. Über einen "Master Fund" kontrollieren sie 10,06 der Thyssen-Stimmen, ein weiterer Cevian-Fonds hielt zwischenzeitlich mindestens 2,3 Prozent. Nach offiziellen ThyssenKrupp-Angaben von gestern will Cevian "gegebenenfalls" weitere Aktien kaufen. Im Umfeld der Investoren-Betreuung von ThyssenKrupp heißt es, Cevian kontrolliere bereits bis zu 15 Prozent.

Cevian gilt nicht als Heuschrecke, sondern als "konstruktiver" Aktionär, der sich langfristig engagiert und auch Einfluss auf das Management nimmt. Cevian ist also nicht unbedingt eine Gefahr für die Mitarbeiter. Aber vielleicht für die Krupp-Stiftung.

(RP)
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