Elektronikhandel Ceconomy will 100 Millionen Euro pro Jahr sparen

Düsseldorf · Der Konzern bekommt eine zentralere Organisation. Und mindestens 20 Media-Markt- und Saturn-Filialen sollen geschlossen werden. Damit soll die Elektronikhandelsgruppe profitabler werden.

Foto: FOTO: DPA | GRAFIK: PODTSCHASKE

Wenn Großaktionäre unzufrieden sind und murren, dann sind Manager oft gut beraten, schnell zu reagieren. Bei der Commerzbank haben sie das offensichtlich nicht schnell genug getan, und deshalb steht jetzt ein Führungswechsel an. Anders beim Düsseldorfer Elektronikhändler Ceconomy: Fünf Wochen, nachdem Thomas Schmidt, Chef des Großaktionärs Haniel, und die Convergenta, Minderheitsgesellschafter der Ceconomy-Tochter Media-Saturn, eine neue Strategie gefordert hatten, liegt das erste Ergebnis auf dem Tisch – mit unangenehmen Folgen für die Belegschaft: Bis zu 3500 Vollzeitstellen will das Unternehmen schließen, vorrangig im Ausland. Wie viele es im Inland sein sollen, bleibt vorerst offen. Zudem ist die Rede davon, dass mindestens 20 unprofitable Filialen aufgegeben werden sollen. „Angesichts rückläufiger Kundenfrequenzen infolge der Covid19-Pandemie prüft der Konzern ferner, europaweit in begrenztem Umfang defizitäre Stores zu schließen“, teilte Ceconomy am Mittwoch mit. Einschließlich der Teilzeitjobs dürften mehr als 4000 Mitarbeiter von den Abbauplänen betroffen sein, heißt es. Eine Entscheidung soll nach Angaben des Konzerns am 12. August fallen. Einen Tag später will Ceconomy die Zahlen für das dritte Quartal und die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2019/2020 präsentieren.

Rund 180 Millionen Euro will Ceconomy aufwenden und mit Hilfe des Sparprogamms im Gegenzug 100 Millionen Euro pro Jahr sparen. Der Konzern soll künftig straffer geführt, die bislang eher dezentrale Führung durch eine konzernweit vereinheitliche Organisationsstruktur ersetzt werden. Das spart Funktionen und Jobs quer durch Europa. Bislang beschäftigt Ceconomy knapp 55.00 Beschäftigte. Branchenkenner schließen nicht aus, dass dem Sparkurs auch komplette Landesgesellschaften zum Opfer fallen.

Zu starke Abhängigkeit vom stationären Geschäft, umgekehrt ein zu schwaches Online-Geschäft, dazu ein überarbeitungsbedürftiges Storekonzept – das sind einige der Kritikpunkte, mit denen sich der Ceconomy-Vorstand unter der Führung von Bernhard Düttmann seit Monaten konfrontiert sieht. Durch die Corona-Krise, die auch bei Media-Markt und Saturn die zwischenzeitliche Schließung erzwungen hat, ist alles noch viel schwieriger geworden. Im zweiten Quartal (bis Ende März) des laufenden Geschäftsjahres hatte Ceconomy einen Verlust von mehr als 300 Millionen Euro erlitten. Der Umsatz ist seit der Wiedereröffnung der Märkte im Mai zwar wieder gestiegen, aber das liegt vorrangig am Online-Geschäft, dessen Umfang sich weit mehr als verdoppelt hat, während in den Filialen vielfach die Kunden weg blieben. „Die Pandemie hat definitiv als Beschleuniger für unser Online-Geschäft gewirkt“ sagte Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann im Juli.

In Österreich sind die Konsequenzen der Neuorientierung bereits klar absehbar. Dort ist Media-Saturn bisher mit den Marken Media-Markt und Saturn sowohl stationär als auch online vertreten. Ende September ist Saturn Geschichte im Nachbarland. Das könnne auch in anderen Ländern passieren, heißt es im Umfeld des Konzerns.

Die Börsengeschichte des Unternehmens ist alles andere als eine Erfolgsstory: Vor gut drei Jahren wurde die alte Metro aufgespalten, Ceconomy ging damals mit einer Erstnotiz von 9,32 Euro in den Markt. Seither ist der Börsenwert um fast zwei Drittel geschrumpft. Am Mittwoch gewann die Aktie zwar 0,75 Prozent, aber von Aufwärtstrend kann noch keine Rede sein. Angesichts solcher Wertentwicklungen reagieren Investoren dann auch schon mal verschnupft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort