Düsseldorf Maschmeyers dubiose Schweiz-Geschäfte

Düsseldorf · Der Unternehmer soll mit anderen Prominenten Millionen in einen Fonds investiert haben, der umstrittene Steuersparmodelle nutzt. Carsten Maschmeyer soll auch Gelder von Lebensgefährtin Veronika Ferrres angelegt haben.

Tausende Anleger werfen dem Unternehmer Carsten Maschmeyer vor, dass sein ehemaliger Finanzdienstleister AWD sie schlecht beraten habe und sie dadurch viel Geld verloren hätten. Nun könnte es ausgerechnet Maschmeyer selbst sein, der zusammen mit einigen anderen deutschen Prominenten viel Geld bei zweifelhaften Finanzgeschäften verliert —und sich dabei über die schlechte Beratung beklagt.

Über die Schweizer Bank Sarasin habe Maschmeyer zusammen mit anderen Prominenten wie dem Schalke-Boss Clemens Tönnies zwischen 2010 und 2011 in einen Fonds der Luxemburger Firma Sheridan investiert, berichtet das Magazin "Stern" in seiner aktuellen Ausgabe. Dessen umstrittenes Geschäftsmodell war aufgrund einer Gesetzeslücke lange Zeit möglich, ging jedoch möglicherweise zulasten der deutschen Steuerzahler.

Maschmeyer soll dabei nicht nur sein Geld, sondern auch das seiner Verlobten, der Schauspielerin Veronika Ferres, und des Fußballtrainers Mirko Slomka (Hamburger SV) investiert haben. Ferres selbst, heißt es im Umfeld von ihr, habe bei der Bank kein eigenes Konto gehabt. Slomka bestätigt sein Investment.

Anfangs schien das Investment ein gutes Geschäft zu sein, erste Investitionen brachten Maschmeyer laut "Stern" Gewinne von 8,9 bis 23 Prozent. Nun aber müssen Maschmeyer und Co. um die hohen Einlagen bangen. Von den 40 Millionen Euro, die Maschmeyer nach zuvor kleineren Millionen-Beträgen zusätzlich investierte, hat er laut "Handelsblatt" erst 26 Millionen zurückbekommen. Das will der Self-Made-Millionär nicht hinnehmen. Er wirft den Verantwortlichen der renommierten Privatbank "vorsätzliche Täuschung" bei der Beratung über das Investment vor. Seit rund zweieinhalb Jahren warte er auf die Rückzahlung von mehreren Millionen Euro. Auch das zweifelhafte Geschäftsmodell, auf dem der Fonds beruht, sei ihm so nicht klar gewesen. "Die Bank hat zugesichert, dass es sich um ein sicheres, seriöses und legales Geschäft handelt", sagte Maschmeyer dem "Handelsblatt".

Es geht um so genannte Dividenden-Stripping-Geschäfte, bei denen lange Zeit eine Lücke im Gesetzestext ausgenutzt wurde. Dadurch konnte sich Investoren geschickt Steuervorteile erschleichen. Die HSH Nordbank hat wegen solcher Geschäfteund 127 Millionen Euro Rückstellungen für mögliche Nachzahlungen an den Fiskus gebildet. Denn letztlich treffen diese Geschäfte indirekt den Steuerzahler.

Die Geschäfte sind hochkomplex, funktionieren aber im Prinzip so: Kurz vor der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft verkauft ein Investor große Aktienpakete beispielsweise an eine ausländische Fondsgesellschaft. Diese sichert sich die Dividende und verkauft die Aktien nach der Ausschüttung der Dividende wieder an den Investor zurück (oft liegt der Preis dabei sogar etwas niedriger). Weil der ausländische Investor nicht dem deutschen Steuerrecht unterliegt, kann er auch keine Steuergutschrift beantragen, erwirbt jedoch einen Anspruch.

Diesen verkauft er anschließend samt Aktie an den ursprünglichen Aktien-Besitzer zurück. Während der ausländische Investor also den Kursgewinn einstreicht, kann der inländische Verkäufer Steuererstattungen geltend machen, für die er gar keine Steuern bezahlt hat. In der Praxis ist das System komplexer. Durch geschicktes Zwischenschalten mehrerer Parteien kann es gelingen, mehrere Bescheinigungen über Kapitalertragssteuern zu erhalten und beim Finanzamt einzulösen. Der Bundesfinanzhof will im April verhandeln, ob diese Art von Geschäften zulässig ist.

Maschmeyer wäre nicht der erste Prominente, der mit diesen Geschäften Schiffbruch erleidet. Im vergangenen Jahr verklagte auch der Drogerie-König Erwin Müller die Sarasin-Bank auf 50 Millionen Euro Schadenersatz — er hatte das Geld in den "Sheridan"-Fonds investiert. Wie Maschmeyer.

(RP)
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