Berlin Bundeskriminalamt: Betrug im Internet nimmt zu

Berlin · Die Hälfte der Nutzer war schon mal Opfer eines Datendiebstahls. Nur jede vierte Straftat wird aufgeklärt.

Jeder zweite Internetnutzer ist schon einmal Opfer von Betrug oder Identitätsdiebstahl im Internet geworden. Vor allem der illegale Zugriff auf Bankdaten (Phishing) hat 2013 im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent zugenommen, wie aus dem Lagebericht des Bundeskriminalamtes hervorgeht. BKA-Präsident Jörg Ziercke warnte: "Internetkriminalität ist weiter auf dem Vormarsch." Mit rund 65 000 Straftaten im Netz ergab sich im Vergleich zu 2012 zwar insgesamt nur eine Steigerung von einem Prozent. Im Vergleich zu 2009 gibt es heute allerdings schon 20 Prozent mehr Fälle von Kriminalität im Netz. 75 Prozent der Taten wurden nicht aufgeklärt. "Die Cyberkriminellen reagieren professionell und flexibel auf neue Sicherheitsstandards", erläuterte Ziercke.

Ein beliebter Trick der Internet-Diebe ist die Erpressung: Täter sperren illegal einen Computer und schalten ihn erst wieder frei, wenn eine entsprechende Summe gezahlt wird. Solche sogenannten "Täuschungen im Rechtsverkehr" haben um 15 Prozent zugenommen.

Die Nutzer reagieren auf die Gefahren im Netz teils mit Rückzug. Das legen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Internet-Branchenverbandes Bitkom nahe. 40 Prozent haben demnach im vergangenen Jahr ein Schadprogramm auf ihrem Computer festgestellt. Bei 16 Prozent der Nutzer wurden schon einmal von ihrem Mail-Account Nachrichten illegal versendet. 14 Prozent wurden schon einmal von ihren Geschäftspartnern im Netz betrogen.

Laut Bitkom-Präsident Dieter Kempf führt dies dazu, "dass viele auf die Nutzung bestimmter Online-Dienste verzichten". Schon jetzt verschickte fast die Hälfte der Nutzer vertrauliche Dokumente nicht mehr per E-Mail, ein Drittel verzichtet inzwischen lieber auf Online-Banking. Kempf bezeichnete diese Zahlen als "alarmierend". Der Trend zum Rückzug bremst seiner Ansicht nach die digitale Entwicklung in Deutschland aus. Allerdings nimmt auch der Anteil der Nutzer zu, die verstärkt auf Verschlüsselungs- und Anonymisierungsdienste zugreifen.

Ziercke kündigte an, das BKA werde seine derzeit 120 Spezialisten zum Thema Cyber-Kriminalität auf 150 aufstocken. Außerdem soll ein Frühwarnsystem gemeinsam mit den Banken erarbeitet werden.

(rl)
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