Verbände reagieren positiv Finanzminister Lindner will mehr Steuervorteile für Start-ups

Düsseldorf/Berlin · Die Gründerszene reagiert positiv auf Lindner Vorstoß, die Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen staatlich zu fördern. Nun hofft sie auf eine schnelle Umsetzung.

 Christian Lindner möchte die Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen reformieren.

Christian Lindner möchte die Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen reformieren.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Es ist ein Vorstoß, auf den die Gründerszene schon länger gewartet hat: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) möchte die Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen steuerlich fördern und so Deutschland für Start-ups attraktiver machen. Der Steuerfreibetrag soll von 1440 auf 5000 Euro angehoben werden und Beschäftigte müssten ihre Anteile erst nach 20 Jahren versteuern und nicht schon nach zwölf. Diese Vorteile würden dann nicht mehr nur für Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitenden und bis zu 50 Millionen Euro Umsatz gelten, sondern auch für Firmen, die bis zu 500 Menschen beschäftigen und bis zu 100 Millionen Umsatz machen.

Der Start-up-Branche ist vor allem die bisherige sogenannte Dry-Income-Besteuerung ein Dorn im Auge, denn diese hält Beschäftigte möglicherweise davon ab, sich am Unternehmen zu beteiligen. Angestellte müssen ihre Anteile auch dann nach zwölf Jahren versteuern, wenn das Unternehmen gar keinen Gewinn macht und würden sich so finanziell zusätzlich belasten. Gleichzeitig sind Mitarbeiterbeteiligungen für Start-ups sehr wichtig, denn viele Gründer können zunächst keine angemessen hohen Löhne auszahlen und bieten Anteile als Alternative an.

Geht Lindners Vorschlag durch, würde Deutschland aus Sicht der Gründerszene wettbewerbsfähiger. Das nennt der Finanzminister auch als Ziel: Er wolle „es jungen Unternehmen erleichtern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und sich im internationalen Wettbewerb um Talente zu behaupten“, schrieb er an den Bundestag. Es soll sogar die Möglichkeit geben, die Versteuerung von Mitarbeiteranteilen bis zur Veräußerung aufzuschieben, solange der Arbeitgeber bereit sei, die Haftung für die anfallende Lohnsteuer zu übernehmen.

Der Start-up-Verband reagiert positiv auf Lindners Vorstoß. Der Bundesfinanzminister habe schon kurz nach seinem Amtsantritt angekündigt, die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung verbessern zu wollen. „Mit den jetzt überarbeiteten Eckpunkten scheint er zu liefern“, sagt Geschäftsführer Christoph Stresing auf Anfrage unserer Redaktion.

Indem die Dry-Income-Besteuerung beseitigt und der Anwendungsbereich ausgeweitet werde, würden die richtigen Stellschrauben angepackt und die aktuellen „Showstopper“ der geltenden Regeln behoben. Showstopper bezeichnet gravierende Mängel, die einen Prozess blockieren. „Insofern begrüßen wir den Aufschlag von Christian Lindner“, sagt Stresing. Allzu euphorisch sei er aber nicht. Bislang handele es sich lediglich um interne Überlegungen des Bundesfinanzministeriums, denen die Regierungsfraktionen noch zustimmen müssten. Außerdem sei noch unklar, wie die einzelnen Punkte dann ausgestaltet würden.

Madeleine Heuts, Vorsitzende von NRWalley, sieht das ähnlich: „Grundsätzlich begrüßen auch wir den Vorstoß des Bundesfinanzministers“, sagt sie. Der Fachkräftemangel sei auch in der Start-up-Branche sehr präsent, die jungen Unternehmen bräuchten dringend qualifizierte Beschäftigte, die sie mit den Mitarbeiteranteilen an sich binden könnten. Die Anhebung des Freibetrags von 1440 Euro auf 5000 Euro müsste aus ihrer Sicht weiter reichen, sei aber ein guter Anfang. Und sie freue sich, dass die Problematik mit der Dry-Income-Besteuerung nun endlich ins Bewusstsein der Politiker gedrungen sei. „Geld versteuern zu müssen, das man noch gar nicht hat, ist ein riesiger Nachteil im internationalen Wettbewerb“, sagt Heuts.

Kritische Stimmen, die sagen, Start-ups würden mit Mitarbeiterbeteiligungen locken, um die Löhne niedrig zu halten, kontert sie mit Verweis auf den Fachkräftemangel: „Wir leben in einer Zeit, in der sich die Beschäftigten die Unternehmen aussuchen können“, sagt sie. Jeder entscheide also selbst, ob er das Abenteuer Start-up eingehen wolle.

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