Finanzstabilitätsbericht Bundesbank: Kreditrisiken wachsen

Das Finanzsystem wird verwundbarer durch Niedrigzinsen und Konjunkturschwäche.

(dpa) Zinstief und Konjunkturschwäche erhöhen nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank die Risiken für das heimische Finanzsystem. „Die Verwundbarkeit hat zugenommen“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt. „Ein unerwarteter Konjunktureinbruch und abrupt steigende Risikoprämien könnten das deutsche Finanzsystem empfindlich treffen.“

„Die niedrigen Zinsen setzen die Zinsmarge der Institute zunehmend unter Druck, belasten deren Profitabilität und stellen so auch ein Risiko für die Finanzstabilität dar“, ergänzte Joachim Wuermeling, das für Bankenaufsicht zuständige Vorstandsmitglied der Bundesbank. Dank dickerer Kapitalpuffer für Krisenfälle sei die Widerstandskraft im deutschen Bankensystem aber gestiegen.

Sorge bereitet den Experten der Bundesbank, dass Banken zunehmend auch riskantere Kredite vergeben. „Die Hinweise, dass Kreditrisiken unterschätzt werden könnten, verdichten sich“, sagte Buch. „Es werden nun mehr Unternehmen von den Banken finanziert, die bei einem unerwarteten Konjunktureinbruch als erste Probleme bekommen würden.“ Im Falle eines Konjunktureinbruchs könnten Banken daher in höherem Maße von Wertberichtigungen und Kreditausfällen belastet werden.

Auch der steigende Anteil langlaufender Wohnimmobilienkredite - mittlerweile hat jeder zweite neue Wohnungsbaukredit eine Laufzeit von mehr als zehn Jahren - könnte für Banken zum Problem werden. Dann nämlich, wenn sich das Zinsniveau ändert oder wenn sich Wertannahmen für Häuser und Wohnungen, die als Sicherheiten für Kredite zugrundegelegt werden, als zu optimistisch erweisen sollten.

Eine gefährliche Preisblase am deutschen Immobilienmarkt sieht die Bundesbank weiter nicht - auch wenn die Preise für Wohnungen und Häuser in deutschen Städten nach Einschätzung der Notenbank um 15 bis 30 Prozent überbewertet sind. „Wir sehen aktuell keine Hinweise darauf, dass wir eine kreditgetriebene Spekulationsdynamik an den Märkten haben“, sagte Buch.

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