Frankfurt Bundesbank holt Gold nach Hause

Frankfurt · Weitere 210 Tonnen, die bisher in New York und Paris gehortet wurden, werden jetzt in der Zentrale in Frankfurt gelagert. Bis 2020 sollen noch 308 Tonnen folgen. Damit wäre dann die Hälfte der Goldreserven in Deutschland.

Gold - die Krisenwährung
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Foto: ddp

"Wo ist das Gold der Deutschen?" Mit seiner Frage traf CSU-Urgestein Peter Gauweiler im Mai 2012 einen Nerv. Ist der Milliardenschatz im Ausland sicher? Ist er überhaupt vorhanden? Noch nie, so monierte der Bundesrechnungshof 2012, habe die Bundesbank die deutschen Goldreserven jenseits der Landesgrenzen "körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht" geprüft.

Seit drei Jahren bemüht sich die Bundesbank um Transparenz. Im Januar 2013 präsentierte die Notenbank in Frankfurt Gold zum Anfassen und demonstrierte mit Versuchen gleich, dass die Barren wirklich echt sind. Beim ersten Bürgerfest 2014 durften dann Besucher Hand an das Edelmetall legen: Ein 12,5 Kilogramm schwerer Goldbarren konnte in einer Sicherheitsvitrine hochgehoben werden. Im Oktober 2015 listete die Notenbank erstmals auf mehr als 2300 Seiten öffentlich einsehbar jeden einzelnen Barren auf.

Der wohl wichtigste Schritt, den Mythos um den Goldschatz zu entzaubern: Die Bundesbank holt das Gold heim. 700 Tonnen wollen die Währungshüter bis 2020 aus New York und Paris in Tresore in Frankfurt holen. Dann soll mehr als die Hälfte des deutschen Goldbestandes von derzeit 3381 Tonnen in heimischen Tresoren lagern. 2015 verlagerte die Bundesbank auf streng geheimen Wegen weitere 210 Tonnen Gold in eigene Tresore.

Das deutsche Gold, das der Bundesrepublik gehört und von der Bundesbank verwaltet wird, wurde aus historischen Gründen zum Großteil im Ausland aufbewahrt: Ab Mitte 1951 baute die Bank deutscher Länder als Vorgängerin der Bundesbank erste Goldreserven auf, in den 1950er und 1960er Jahren wuchs der Goldschatz rasant. Die Wirtschaftswunderjahre brachten dank des Exports viele Dollar ein, die bei der US-Zentralbank gegen Goldforderungen eingetauscht werden konnten. Während des "Kalten Krieges" war es durchaus gewollt, deutsches Gold "westlich des Rheins" und möglichst weit außerhalb der Landesgrenzen zu verwahren. Aber der Ost-West-Konflikt ist lange Geschichte. Seit 1999 rechnet Europa zudem in einer gemeinsamen Währung, dem Euro. Seither ist zumindest für den Standort Paris auch das Argument hinfällig, man könne das dort gelagerte Gold im Krisenfall in Devisen umtauschen.

Dennoch bleibe das Edelmetall als Vorsorge für Krisen wichtig, betont Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. "Gold ist für uns ein Teil unserer Reserven. Reserven hält man für die Not vor. Wir sehen zwar momentan keine Notsituation, können die aber auch für die ferne Zukunft in keiner Form ausschließen. "Und wenn Deutschland dann darauf angewiesen ist, von anderen Ländern etwas zu erwerben, bezahlen zu müssen, dann können unsere Goldbestände im Ausland notfalls verpfändet oder veräußert werden", sagt Thiele.

Kosten und Risiken des Transports halten die Bundesbank nicht von der Goldverlagerung ab. Anfang 2014 hatte sie mitgeteilt, dass dafür bis dato 600 000 Euro fällig geworden seien. Rechnet man dies anhand der aktuellen Zahlen hoch, dürften Transport und Versicherung für 2015 mit einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag zu Buche geschlagen haben. Eine überschaubare Summe für einen Milliardenschatz.

Die Begehrlichkeiten der Politik, das Gold zu "versilbern", sind so legendär wie der Schatz selbst. Was hätte man damit nicht alles bezahlen können: Renten, Hilfen für die Opfer der Elbeflut 2002, einen Systemwechsel im Gesundheitswesen. Für Schlagzeilen sorgte 1997 der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) mit seiner "Operation Goldfinger". Waigel wollte die Bundesbank dazu bringen, ihre Gold- und Devisenreserven höher zu bewerten und Gewinne daraus an den Bund auszuschütten - erfolglos.

(dpa)
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