Wo sollen die Stromtrassen verlaufen? Bundesagentur soll Strom-Kataster erarbeiten

Berlin · Große Herausforderung für den künftigen Chef der Bundesnetzagentur. Der bisherige Wirtschafts-Staatssekretär Jochen Homann soll als neuer Präsident der Behörde bis zum Herbst 2012 einen "Bundesnetzplan" erarbeiten. In diesem Plan, eine Art Strom-Kataster, soll detailliert aufgezeigt werden, wo künftig die für die Energiewende benötigten neuen Stromtrassen in Deutschland verlaufen sollen. Das erfuhr unsere Redaktion aus dem Beirat der Netzagentur.

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Das Gremium nominierte gestern wie erwartet Homann als Nachfolger für den im Februar ausscheidenden Präsidenten Matthias Kurth. Vizepräsident soll Peter Franke werden. Der 58-jährige Volkswirt ist Wunschkandidat von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und gilt als Energieexperte. Im Ministerium kümmerte sich Homann zuletzt um die Umsetzung der Energiewende. Einen Namen machte sich Homann in der Debatte um Staatshilfen für den angeschlagenen Autobauer Opel in der Finanzkrise. Homann lehnte die Hilfen ab und gilt als ausgewiesener Marktwirtschaftler.

Ihm zur Seite soll ab März der 57-jährige Jurist Franke stehen, der als leitender Beamter im Düsseldorfer Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr arbeitet. Die beiden Kandidaten sollen zusammen mit Vizepräsidentin Iris Henseler-Unger das künftige Präsidium der Regulierungsbehörde bilden. Die Spitze der Behörde wird auf Vorschlag des Beirates von der Bundesregierung benannt. Gewöhnlich stimmt die Bundesregierung dem zu.

Die Bundesnetzagentur hat die Aufgabe, als Unterbehörde des Wirtschaftsministeriums durch Liberalisierung und Deregulierung die Entwicklung auf dem Elektrizitäts-, Gas- und Telekommunikationsmarkt voranzutreiben. Die Energiewende gilt inzwischen als Hauptaufgabe der in Bonn sitzenden Agentur.

In ihrem jüngsten Bericht hat die Netzagentur darauf hingewiesen, dass der für die Energiewende nötige Trassenausbau nicht so schnell vorankommt wie vom Gesetzgeber ursprünglich geplant. Demnach sind bei zwölf der im Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) benannten 24 erforderlichen Maßnahmen Verzögerungen im Genehmigungs- und Realisierungsplan zu beobachten, so dass die jeweils vorgesehene Inbetriebnahme teilweise um mehrere Jahre überschritten wird. Die Deutsche Energieagentur beziffert den Bedarf an neuen Stromtrassen auf weitere 3600 Kilometer bis zum Jahr 2020. Bisher sind davon allerdings erst 80 Kilometer gebaut. Um die Lücken bis 2020 zu schließen, sind Investitionen von etwa sechs Milliarden Euro Euro erforderlich.

Insgesamt umfasst das deutsche Hochspannungsnetz Leitungen mit einer Länge von rund 22 000 Kilometern. Der Netzausbau gilt als Achillesferse beim Umstieg der Stromerzeugung auf die erneuerbaren Energien. Die Stromproduktion verlagert sich wegen des zügigen Ausbaus der Windkraft mehr und mehr nach Norden und Nordosten, verbraucht wird der Strom aber hauptsächlich im Westen und Südwesten der Republik.

(RP/rm)
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