Brüssel Brüssel will Macht der Wirtschaftsprüfer schwächen

Brüssel · Die EU will die Dominanz der großen Wirtschaftsprüfer nicht mehr hinnehmen. Die vier Marktführer KPMG, PricewaterhouseCoopers (PwC), Deloitte und Ernst & Young sollen Konzerne, deren Abschlüsse sie prüfen, nicht zugleich beraten dürfen. Mehr noch: Das Beratungsgeschäft muss in eigenständige Firmen mit anderen Besitzern und Namen ausgelagert werden. Das sehen Gesetzes-Pläne von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier vor, die die EU-Kommission gestern verabschiedete. Sie will damit den Wettbewerb fördern, Interessenkonflikte unterbinden und für verlässlichere Bewertungen von Banken, Versicherern und Unternehmen sorgen.

Die EU will die Dominanz der großen Wirtschaftsprüfer nicht mehr hinnehmen. Die vier Marktführer KPMG, PricewaterhouseCoopers (PwC), Deloitte und Ernst & Young sollen Konzerne, deren Abschlüsse sie prüfen, nicht zugleich beraten dürfen. Mehr noch: Das Beratungsgeschäft muss in eigenständige Firmen mit anderen Besitzern und Namen ausgelagert werden. Das sehen Gesetzes-Pläne von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier vor, die die EU-Kommission gestern verabschiedete. Sie will damit den Wettbewerb fördern, Interessenkonflikte unterbinden und für verlässlichere Bewertungen von Banken, Versicherern und Unternehmen sorgen.

Die Branchenführer laufen Sturm gegen den Angriff auf ihr Geschäftsmodell. In Deutschland prüfen KPMG und PwC fast alle 30 Dax-Unternehmen und müssten hier auf Beratungsumsatz verzichten. Weil das Geschäft mit der Bilanzprüfung seit Jahren stagniert, wird die lukrative Beratung aber immer wichtiger. Der Vorschlag werde die Qualität verschlechtern und die Kosten erhöhen, kritisierte Vorstandssprecher Norbert Winkeljohann von PwC Deutschland.

Die Vorschläge sind weitreichend. So sollen große Unternehmen verpflichtet werden, ihren Wirtschaftsprüfer nach sechs Jahren zu wechseln. Die Frist kann auf neun Jahre verlängert werden, wenn zwei Gesellschaften die Bilanz prüfen. Danach soll eine Karenzzeit von vier Jahren gelten, ehe die Prüfungsgesellschaft wieder beim gleichen Mandanten tätig werden darf. Firmen dürfen zudem nicht mehr festlegen, dass eine der vier großen Gesellschaften die Prüfung vornehmen muss. Unternehmen von öffentlichem Interesse sollen bei der Auswahl eines neuen Prüfers zu einem offenen und transparenten Ausschreibungsverfahren verpflichtet werden.

Bisher beherrschen die vier Platzhirsche KPMG, PwC, Deloitte und Ernst & Young 85 Prozent des EU-Marktes. In Deutschland erzielen sie rund vier Milliarden Euro Jahresumsatz. Nach Überzeugung Brüssels hat die Finanzkrise 2008 schwerwiegende Mängel im Markt der Wirtschaftsprüfer offengelegt. So war Ernst&Young bei der Investment Bank Lehman Brothers engagiert, deren Pleite die Finanzkrise auslöste. Und PwC stand unter Beschuss, weil den Experten ein Buchungsfehler über 55,5 Milliarden Euro bei der Abwicklungsbank der Hypo Real Estate nicht aufgefallen war. Daher sieht die Kommission Handlungsbedarf.

"Die Krise hat das Vertrauen der Verbraucher in Abschlussprüfungen erschüttert, und ich denke, dass der Sektor Änderungen braucht", sagte Kommissar Barnier. "Wir müssen das Vertrauen in die Abschlüsse von Unternehmen wiederherstellen." Ob er mit seinen Vorschlägen durchkommt, ist ungewiss. Die Pläne müssen noch vom Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten abgesegnet werden. Widerstand ist aus Großbritannien sicher, wo die "großen Vier" ihren Europasitz haben.

(RP)
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