Frankfurt Britische Banken müssen bis Juni Euro-Lizenz beantragen

Frankfurt · Die Banken im Euroraum sind widerstandsfähiger geworden und halten mehr Kapital vor. Dennoch müssen sie weitere Hausaufgaben machen und ihre Bilanzen aufräumen, mahnte Danièle Nouy, Bankenaufseherin der Europäischen Zentralbank (EZB). 200 Milliarden Euro an faulen Krediten haben sie in den vergangenen drei Jahren abgebaut. Aber sie schleppen immer noch Problemkredite über 760 Milliarden Euro mit sich herum. Problemkredite solle man in guten Zeiten reduzieren. "Die guten Zeiten sind jetzt", so Nouy.

Zudem haben die EZB-Aufseher, die seit 2014 die größten Banken im Euroraum überwachen, einen Kriterienkatalog aufgestellt, nach dem die Institute für neue Problemkredite Rückstellungen bilden sollen. Dieser Katalog sollte schon zu Jahresbeginn in Kraft treten, dagegen aber hatten vor allem die italienischen Banken heftig protestiert. Denn auf sie sollen etwa ein Viertel der faulen Kredite entfallen, wie es heißt.

Die deutschen Banken hätten wegen der guten Wirtschaftslage dagegen kaum Probleme mit faulen Krediten, sagte Sabine Lautenschläger, die Vizepräsidentin der EZB-Bankenaufsicht. Doch es gehe nicht nur um Problemkredite, auch andere Fragestellungen seien wichtig, etwa die richtigen Informationstechniken: "Stimmt die IT? Habe ich das richtige Risikomanagement? Wie geht es meiner Profitabilität, wie geht es meiner Ertragskraft? Muss ich am Geschäftsmodell noch etwas ändern? Muss ich Kosten reduzieren?" erinnert Lautenschläger.

Die Bankenaufseher der EZB drängen die Banken zur Eile, die wegen des anstehenden Brexit über eine Verlagerung von Großbritannien in den Euroraum nachdenken. Mit 50 Banken sei man im Gespräch, sie müssten bis spätestens Ende Juni ihre Anträge auf Lizenzerteilung oder Erweiterung ihrer Lizenz einreichen, sagte Lautenschläger. Denn die Aufseher rechneten vorsichtshalber mit dem "worst case", also dem Fall, dass es keine Übergangsperiode geben werde bis zu einem vollständigen Ausscheiden aus der EU. Acht Banken haben schon Anträge auf eine Lizenz gestellt, vier weitere wollen ihre Aktivitäten im Euroraum deutlich ausweiten. Eine Lizenz werde es aber nicht geben, wenn die Banken nur eine leere Hülle in den Euroraum verlagern wollten: "Wir erwarten, dass die Institute, die hier in den Euroraum kommen, im Euroraum alle notwendigen Prozesse und Geschäftstätigkeiten steuern können."

(RP)
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