Diskussion um Bonpflicht Der Protest gegen die Kassenbon-Flut erreicht die Finanzministerien

Düsseldorf · Knapp vier Wochen nach der Einführung werden die Auswirkungen der Bonpflicht deutlich. Bundesweit wächst der Widerstand.

 Eine Bäckerei in Bayern verkauft Krapfen mit Kassenbons aus Zuckerguss. Bons aus Papier muss sie trotzdem drucken.

Eine Bäckerei in Bayern verkauft Krapfen mit Kassenbons aus Zuckerguss. Bons aus Papier muss sie trotzdem drucken.

Foto: dpa/Tobias Hase

Die Mitarbeiter in den Poststellen von Bundesumwelt- und Bundesfinanzministerium dürften gerade gut zu tun haben. Beschwerdeschreiben und Pakete – prall gefüllt mit Kassenbons – erreichen die Ministerien. Es sind Protestsendungen, losgeschickt von Händlern und Umweltaktivisten, die allesamt ein Ziel verfolgen: Sie wollen die Flut der Kassenbons stoppen.

Vier Wochen nach Einführung der Bonpflicht werden die Auswirkungen deutlich – vor allem in Geschäften wie Bäckereien und Kiosken, die vielen Kunden für Kleinstbeträge Kassenzettel aushändigen müssen. Eine Gruppe von Fridays-for-Future-Aktivisten in Bottrop etwa hat eine Woche lang in mehreren Geschäften Kassenzettel gesammelt, die die Kunden nicht haben wollten – und rund 4000 Zettelchen ans Bundesumweltministerium geschickt.

Körbe, in denen Kassenbons gesammelt werden, stehen auch in Düsseldorf auf den Tresen mehrerer Bäckereien. „Viele unserer Kunden wollen keinen Kassenbon und lassen ihn liegen“, berichtet Sebastian Wiza. Er arbeitet bei der Erkrather Bäckerei Terbuyken, die im Raum Düsseldorf 28 Filialen betreibt. „Wir schätzen, dass wir pro Woche 25 Kilometer Bonpapier ausgeben“, sagt er. „Das ist eine ärgerliche Sache.“ Das Unternehmen rechne durch die Bonpflicht mit jährlichen Zusatzkosten in fünfstelliger Höhe. „Die Ausgabe der Kassenbons ist aus unserer Sicht sinnlos, weil unsere Kassen ohnehin alles digital manipulationssicher erfassen“, sagt Wiza mit Blick auf den Hintergrund der Bonpflicht – die Vermeidung von Steuerbetrug. Ob auch Terbuyken nicht mitgenommene Kassenbons an ein Ministerium schickt, lässt das Unternehmen offen. Der Wunsch der Bäckerei-Kette: Es sollte reichen, Kassenbons auf Kundenwunsch auszugeben.

Der Widerstand gegen die Bonpflicht wird bundesweit immer größer. Der Handelsverband Deutschland etwa fordert Ausnahmen für Händler, die pro Standort täglich mehr als 500 Bons ausdrucken müssen. Noch schärfer formuliert die Mittelstandsvereinigung der Union ihre Forderungen: Sie will eine Aussetzung der Bonpflicht bei Beträgen unter zehn Euro. Der Vorsitzende Carsten Linnemann hat etwa 25.000 Mitglieder der Vereinigung dazu aufgerufen, den Länderfinanzministern und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) einen Brief mit der Forderung zur Aussetzung der Pflicht zu schreiben – für die Ministerien wohl noch einmal ein ganzer Batzen Papier.

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