Düsseldorf Boni-Pläne: Kritik an Deutscher Bank

Düsseldorf · Deutschlands größtes Geldhaus will bei Sonderzahlungen den Freiraum ausschöpfen, den die EU-Bestimmungen lassen. Experten erwarten, dass andere nachziehen. Aktionärsschützer bemängeln die gesetzlichen Regelungen.

Wenn bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank am 22. Mai keine Überraschung passiert, werden die Aktionäre die Pläne der Führungsspitze durchwinken – auch jene, bei denen es um das Thema Sonderzahlungen geht. Mit der in der Einladung zum Aktionärstreffen klar vermittelten Botschaft, die Bank wolle die gesetzlichen Möglichkeiten bei den Boni ausreizen, also im Einzelfall das Doppelte eines Grundgehalts als Leistungsprämie zu zahlen, stößt das Unternehmen indes schon auf Kritik. "Das finde ich in der aktuellen Situation der Bank unklug", sagt Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), und erklärt: "Der Kulturwandel hat gerade erst begonnen, es gibt noch so manche Baustelle aufzuräumen. Man hätte erst mal greifbare Ergebnisse dieses Kulturwandels abwarten sollen, ehe man einen solchen Schritt tut."

Das Gesetz habe "deutlich zu große Freiräume geschaffen", kritisiert der Aktionärsschützer zudem. Das Gesetz – dahinter verbirgt sich ein seit Jahresbeginn geltendes Regelwerk, demzufolge die Sonderzahlungen grundsätzlich nicht mehr höher sein dürfen als das Fixgehalt eines Bank-Mitarbeiters. Es sei denn, die Aktionäre des Unternehmens billigen eine andere Lösung. Aber auch dann sollen die Sondervergütungen maximal doppelt so hoch ausfallen dürfen wie das Fixum eines Beschäftigten.

Daran hält sich die Deutsche Bank penibel. Und doch beschleicht so manchen das Gefühl, der Branchenführer schaffe die Voraussetzungen für neue horrende Prämien – und damit für größere Risikobereitschaft vor allem der Investmentbanker, die eine neue Krise heraufbeschwören könnten. Das Unternehmen entgegnet, dass infolge der Neuregelungen die Boni keineswegs automatisch in jedem Fall steigen würden. Man wolle sich lediglich mehr Flexibilität verschaffen. Zudem argumentiert die Branche häufig, sie müsse gut bezahlen, damit ihre besten Kräfte nicht abwanderten. Dem entgegnet Aktionärsschützer Nieding: "Ein schwaches Argument. Ich habe bisher noch keine Abwanderungswelle wegen zu niedriger Gehälter erlebt."

Wie auch immer. Nieding erwartet, dass die anderen Geldhäuser nachziehen werden. Experten aus der Branche glauben umgekehrt, dass die Deutsche Bank einen Alternativplan in der Schublade habe, falls die Aktionäre wider Erwarten den Bonus-Plan der Führungscrew doch nicht absegnen sollten. Dann könnte die Bank das Grundgehalt erhöhen und somit auf diesem Weg die Voraussetzungen für höhere Boni schaffen, heißt es. Einen entsprechenden Weg zeichne der jüngste Geschäftsbericht vor, in dem der Aufsichtsrat ankündigt, die Vorstandsvergütung im Jahresverlauf zu überprüfen und eventuell zu verändern, heißt es.

Was das Gesetz angeht, regt Aktionärsschützer Nieding Änderungen an: "Man sollte die Unternehmen dazu verpflichten, dass die Gesellschafter über das Vergütungssystem abstimmen, und das nicht auf freiwilliger Basis regeln." Daniel Bauer, Vorstandsmitglied bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger will die Eigner nur über die Vorstandsvergütung entscheiden lassen, nicht über die Bezahlung anderer Mitarbeiter: "Das sollte der Vorstand entscheiden." Aber dass das Gesetz änderungsbedürftig ist, verhehlt auch Bauer nicht: "Das wird spätestens passieren, wenn es die ersten Verwerfungen gibt."

(RP)
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