Düsseldorf Börse bejubelt Einigung über US-Etat

Düsseldorf · Der Dax ist gestern auf ein Fünfjahreshoch gesprungen. Dabei haben die USA bisher nur einen Kompromiss erreicht.

So einen Jahresstart wünscht man sich als Börsianer –selbst wenn der Anlass für den Höhenflug im Grunde noch kein wirklich dauerhafter ist. Auf 7677 Punkte ist der Deutsche Aktien-Index gestern gesprungen, und dieses Niveau hatte er zuvor letztmals 2008 erreicht. Zu verdanken ist die Kurssteigerung der vorläufigen Einigung im US-Haushaltsstreit, nachdem auch das Repräsentantenhaus dem Kompromissvorschlag des Senats zugestimmt hatte. Steuererhöhungen gibt's vorerst nur bei den besonders Vermögenden, dafür werden geplante Ausgabenkürzungen auf März verschoben. Der politische Deal steigert bei Börsianern die Hoffnung, dass die befürchtete Rezession in den USA verhindert wird und damit der Weltwirtschaft eine Schockwelle erspart bleibt.

Zwar belastet die Erhöhung der Lohnsteuer um zwei Prozent die Bürger mit etwa 75 Milliarden Dollar. Aber ein Schock sieht anders aus. "Das war der kleinste gemeinsame Nenner", sagt Stefan Schilbe, Chefvolkswirt beim Bankhaus HSBC Trinkaus. Belastet, so formulierte es Präsident Barack Obama, würden nur die zwei Prozent der Amerikaner, die am reichsten seien. Das sind jene, deren Jahreseinkommen mehr als 450 000 Dollar (340 000 Euro) beträgt. Der Kompromiss ist freilich nur ein Zwischenschritt. Wenn die US-Börse an Neujahr geöffnet gewesen wäre, dann hätte es wegen der zu diesem Zeitpunkt noch ungelösten Fragen einen Absturz geben können.

Doch so startete der Aktienmarkt mit der frohen Kunde von der Einigung in den Mittwochs-Handel – getrieben von der Hoffnung, dass sich Demokraten und Republikaner bis März grundsätzlich einig werden. Dann steht das jetzt verschobene umfassende Sparprogramm nämlich wieder auf der Agenda. Etwa 1,2 Billionen Dollar sollen auf Dauer eingespart werden, wovon 600 Milliarden Euro wiederum an Einnahmen bei den wohlhabenden Amerikanern generiert werden sollen. Da ist der Widerstand der Republikaner programmiert. Am Jahresende hatten die Amerikaner die geltende Obergrenze von 16,4 Billionen Dollar erreicht, und nun muss erst mal im Haushalt umgeschichtet werden, damit die USA nicht illiquide werden.

Atempause bis Ende Februar/Anfang März also. Ohne Einigung hätte den USA schon jetzt die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Zwei Millionen Jobs standen auf der Kippe, mehr als zwei Millionen US-Bürgern wäre die Arbeitslosenunterstützung gestrichen worden. Viele Unternehmen hatten ihre Investitionen zuletzt mit Blick auf die Etat-Unsicherheit verschoben. Diese Gefahren scheinen gebannt. Stefan Schilbe sagt der US-Wirtschaft für das laufende Jahr ein Wachstum von etwa 1,7 Prozent voraus. Damit wäre der in Europa bei einer US-Schwäche stets drohende Konjunktur-Rückschlag nach Schilbes Einschätzung kein Thema mehr.

Dass die Börsianer so euphorisch reagierten, mag der Trinkaus-Chefvolkswirt allerdings so nicht nachvollziehen. "Der Schluck aus der Pulle war eigentlich zu groß, weil die Finanzmärkte eine Rezession in den Vereinigten Staaten auch nie eingepreist hatten."

Was den gestrigen starken Aufwärtstrend am Aktienmarkt viel besser erklärt, ist die Tatsache, dass viel Geld zu investieren ist und angesichts der Niedrigzinspolitik in den wichtigsten Notenbanken der Welt auch das Umfeld für Aktien unverändert gut bleibt. Das ist zu Jahresbeginn für die Anleger auf jeden Fall eine gute Nachricht.

(RP)
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