Düsseldorf/Toronto Blackberry kauft Düsseldorfer Secusmart

Düsseldorf/Toronto · Damit kontrolliert nun ein ausländischer Konzern die Verschlüsselung des "Kanzlerhandys".

Das Technologie-Unternehmen Secusmart aus Düsseldorf ist an den kanadischen Smartphone-Hersteller Blackberry verkauft worden. Dies gaben die beiden Firmen gestern bekannt. Das hat zwei Folgen: Einerseits kann Secusmart nun mehr Kunden ansprechen, da Blackberry ein weltweites Vertriebsnetz hat. Andererseits verliert Deutschland weiter an Unabhängigkeit bei Sicherheitstechnologien für Kommunikation, weil Secusmart als wohl renommiertester Anbieter des Landes nun aus dem Ausland kontrolliert wird.

Angesichts dieses Problems erklärte Secusmart-Geschäftsführer Hans-Christoph Quelle, das Unternehmen werde eine deutsche GmbH mit Sitz in Deutschland bleiben. Den Verkaufspreis der Firma wollen weder er noch der Vorstand von Blackberry nennen - Experten rechnen mit deutlich mehr als 100 Millionen Euro. "Blackberry braucht die Technik von Secusmart zum Überleben", sagt der Kölner High-Tech-Experte und Professor Klemens Skibicki, "da sind ganz schön hohe Summen denkbar."

Dabei ergänzen sich Blackberry und Secusmart. Blackberry ist Experte für die sichere Übertragung von E-Mails - das Unternehmen behauptet bis jetzt, dass der US-Geheimdienst NSA seine Sicherheitssysteme nicht geknackt habe. Secusmart hat sich auf die Verschlüsselung von Sprachtelefonaten konzentriert - beim "Kanzlerhandy" für abgesicherte Behördentelefonate, das Samsung und auch Blackberry liefern, ist Secusmart-Software Kern der Sprachverschlüsselung. Und Kanzlerin Merkel konnte von der NSA nur abgehört werden, weil sie für viele Gespräche ein unverschlüsseltes Gerät genutzt hatte.

Secusmart erweitert dabei den Markt. Die Düsseldorfer hatten noch im März eine Kooperation mit dem Telekom-Riesen Vodafone angekündigt, um verschlüsselte Telefongespräche auf den Massenmarkt zu bringen. Die Idee dabei ist, verschlüsselte Telefonate über eine App auf verschiedenen Smartphone-Plattformen anzubieten. Blackberry hat bei Smartphones dagegen extrem viel Marktanteil verloren.

(RP)
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