Düsseldorf Betriebsrat: Tausend Uniper-Jobs bedroht

Düsseldorf · Betriebsrats-Chef Harald Seegatz fürchtet, dass die finnische Fortum den Versorger zerschlagen will. Dann würde auch die Zentrale in Düsseldorf überflüssig. Die Belegschaft fühlt sich von der Konzernmutter Eon "verraten und verkauft".

Die Pläne des finnischen Energiekonzerns Fortum, beim Versorger Uniper einzusteigen, lassen in Düsseldorf alle Alarmglocken schellen. "Wir fürchten, dass die Finnen Uniper komplett übernehmen und zerschlagen", sagt Harald Seegatz, Chef des Uniper-Konzernbetriebsrats, unserer Redaktion. Fortum-Chef Pekka Lundmark habe zwar gesagt, dass er Uniper nicht komplett übernehmen wolle. "Das nehmen wir ihm aber nicht ab. Schließlich hat Fortum vor wenigen Wochen schon einmal einen Vorstoß gemacht - und zwar auf eine 100-Prozent-Übernahme. Wieso sollte sich an der ursprünglichen Zielsetzung etwas geändert haben?"

"Dies ist ein feindlicher Vorstoß von Fortum", sagt Uniper-Chef Klaus Schäfer im Reuters-Interview. Es habe bereits im Juli ein Übernahmeangebot der Finnen gegeben, und zwar für mindestens 75 Prozent, das Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig abgelehnt hätten. Umso überraschter ist man, dass Fortum nun erneut in fortgeschrittenen Gesprächen über Eons 46,65-Prozent-Beteiligung ist. "Es scheint so, als ob der Wolf im Schafspelz wieder vor unserer Tür steht", so Schäfer.

Spielt Pekka Lundmark foul? In Düsseldorf ist er in Sachen "hässliche Übernahme" jedenfalls kein Unbekannter. Bevor Lundmark zu Fortum kam, war er Chef des finnischen Konzerns Konecranes. Der hatte sich in einer Übernahmeschlacht die Düsseldorfer Perle Demag Cranes einverleibt. Von Demag blieb danach nicht viel übrig.

Uniper-Betriebsrat Seegatz fürchtet nun um über tausend Jobs. "Fortum hat kein Konzept, die Aussagen sind widersprüchlich." Entscheidende Fragen blieben offen: Welche Rolle wolle Fortum wirklich spielen? Wie viel von Uniper werde Fortum weiter veräußern, um den Kauf zu finanzieren? "Uns ist klar: Eine Übernahme würde über tausend Arbeitsplätze kosten", sagt Seegatz. Davon auch viele in Deutschland. Uniper hat 13.000 Beschäftigte, davon 5000 in Deutschland. Seegatz begründet seine Sorgen so: "Wenn Fortum sein Russland- und Skandinavien-Geschäft mit dem von Uniper zusammenlegt, wird der Konzern Synergien heben und viele Jobs bei Uniper streichen." Zudem setze Fortum auf CO2-freie Stromproduktion. "Der Konzern dürfte daher kein Interesse am deutschen Kraftwerksgeschäft haben, sondern es rasch verkaufen." Als Interessenten gelten laut Branchenkreisen RWE, EPH und CEZ. Damit dürfte auch die Zentrale in Düsseldorf überflüssig werden. Bei Übernahmen sind Verwaltungen stets die ersten Bereiche, die zusammengelegt werden.

Enttäuscht ist die Belegschaft auch vom Noch-Mutterkonzern: "Nicht nur Fortum handelt mehr als fragwürdig, auch Eon", sagt Seegatz. "Es ist noch nicht lange her, dass wir alle Teil der Eon-Familie waren und auf die Worte des Eon-Vorstands vertraut haben. Heute wissen wir, dass Eon ohne Not unsere Zukunft aufs Spiel setzt, obwohl es Alternativen gibt. Die Mitarbeiter von Uniper fühlen sich von ihrem ehemaligen Arbeitgeber verraten und verkauft".

Seit gestern sitzen in Düsseldorf die Verdi-Vertrauensleute von Eon und Uniper zusammen. Dort sollen auch die Chefs von Uniper und Eon auftreten - getrennt versteht sich. In Richtung Eon hat Seegatz zwei Botschaften: "Wir wünschen uns vom Eon-Vorstand, dass Eon seine Uniper-Beteiligung an mehrere Investoren verkauft, um die Eigenständigkeit von Uniper - wie von ihm einst versprochen - zu sichern."

Für den Fall, dass Eon an den Plänen festhält und an die Finnen verkauft, droht der Betriebsrat, das erst jüngst vereinbarte Sparpaket platzen zu lassen. Mitarbeiter würden auf 50 Millionen Euro verzichten, um Uniper eine unabhängige Zukunft zu ermöglichen. Seegatz: "Im Falle einer Übernahme durch Fortum sind diese Zugeständnisse mit uns nicht zu machen."

(anh)
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