Bertelsmann vor Buchfusion

Gütersloh/NEW YORK · Als Antwort auf die wachsende Konkurrenz der Online-Händler schmieden Bertelsmann und sein britischer Rivale Pearson den größten Buchverlag der Welt. Bertelsmann bringt in die Fusion seine traditionsreiche Buchtochter Random House ein und erhält 53 Prozent der Anteile am neuen Marktführer, Pearson bringt den Penguin-Verlag ein und erhält 47 Prozent. Der neue Verlag heißt "Penguin Random House", hat weltweit rund 8000 Mitarbeiter und kommt auf einen Umsatz von rund 2,8 Milliarden Euro. Geleitet wird der neue Riese, der seinen Sitz in New York haben wird, vom derzeitigen Random-Chef Markus Dohle.

Der neue Verlag soll rasch einen Anteil am Weltmarkt von 25 Prozent erreichen. Allerdings steht die Zustimmung der Kartellbehörden noch aus. Die Transaktion soll 2013 abgeschlossen werden.

In den USA und Großbritannien legen die Firmen ihre Verlage zusammen. In anderen Weltgegenden bleiben die Töchter dagegen unabhängig. So ist der deutsche Buchmarkt von der Megafusion nicht betroffen. Die Deutschland-Tochter von Random House, zu der 45 Verlage wie Goldmann, Heyne, Luchterhand, Siedler gehören, bleibt im alleinigen Besitz von Bertelsmann.

Für den Gütersloher Konzern ist der Zusammenschluss mit Penguin auch deshalb attraktiv, weil die Briten in Schwellenländern wie China und Indien über eine deutlich größere Präsenz verfügt als Random House. Die Erschließung dieser Wachstumsmärkte für Bertelsmann ist ein erklärtes Ziel des neuen Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Zudem ist Penguin in englischsprachigen Ländern für seine Taschenbuch-Neuauflagen von Klassikern der Weltliteratur bekannt.

Umgekehrt verspricht sich Penguin viel von der Erfahrung, die Random House mit E-Books hat. Die elektronische Version des umstrittenen Erotik-Bestsellers "50 Shades of Grey" verkaufte sich zwischen März und Ende Juni rund 15 Millionen Mal — so oft wie die gedruckte Ausgabe. Der Zusammenschluss gebe den Unternehmen mehr Spielraum, um neue Modelle bei der Digitalisierung von Büchern auszuprobieren, sagte Pearson-Chefin Marjorie Scardino. Daneben hat Random House auch viele Betseller wie die Anwaltsthriller von John Grisham oder den Fantasy-Mehrteiler "Game of Thrones" im Programm.

Bertelsmann habe ausschließlich mit Pearson verhandelt, betonte Rabe. Die Londoner "Sunday Times" hatte zuvor berichtet, dass auch der US-Medienriese News Corp von Rupert Murdoch ("Sky") eine Übernahme für Pearson durchgespielt hat.

(RP)
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