"Berlin muss bezahlen"

Interview Handelskammer-Chef Fred Irwin

Herr Irwin, Sie sind Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham), die bereits 1903 als private Organisation zur Förderung der deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen gegründet wurde. Wann ist für Sie der Punkt erreicht, an dem Griechenland sagen muss, dass es die Euro-Zone verlässt?

Irwin Die Euro-Zone besteht aus 17 Mitgliedsländern. Alle sind durch eine gegenseitige Verantwortung miteinander verbunden. Dazu gehört gegenseitige Unterstützung – auch in Krisensituationen. Die Eurozone ist eine Familie. Man kann Griechenland nicht einfach "rausschmeißen", genauso wenig wie ein Familienmitglied. Ein freiwilliger Austritt wäre möglich, aber für die EU auch nicht billiger.

Warum müssen die Euro-Rettungsschirme weiter ausgeweitet werden?

Irwin Was wir brauchen, ist eine "Waffe", die rundum einschlägt. Das Problem lässt sich nicht häppchenweise in den Griff bekommen. Wir brauchen den größtmöglichen Fonds, um das Problem lösen zu können. Die US-Regierung hatte 2008 das Programm TARP gestartet. Das war gut, denn so konnten die Banken gerettet werden.

Wie hoch muss der Forderungsverzicht der Banken gegenüber Griechenland sein: 50,70 oder 100 Prozent?

Irwin Der Forderungsverzicht muss mindestens 70 Prozent betragen und zwar nicht nur für die Privatwirtschaft, sondern auch für die Europäische Zentralbank und die EU-Länder. Hier liegt schon jetzt der Löwenanteil der griechischen Schulden. Den Politikern muss klar sein, dass Deutschland bezahlen muss. Griechenland gehört zur Familie. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber Griechenland.

Birgit Marschall stellte die Fragen.

(RP)
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