Essen Bei RWE droht 2014 eine weitere Senkung der Dividende

Essen · RWE-Chef Terium mahnte: "Die Lage ist sehr ernst." Braunkohle-Gegner blockierten kurz die Hauptversammlung.

Die Stimmung auf der RWE-Hauptversammlung war gedrückt. Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern hatte 2013 zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Verlust gemacht - von 2,8 Milliarden Euro. Die Aktie hat seit dem Fukushima-Unglück 40 Prozent verloren. "Die Lage ist sehr ernst", sagte RWE-Chef Peter Terium. "Unsere Kraftwerke werden in den kommenden Jahren noch weniger verdienen."

Der Niederländer erwartet, dass der Gewinn vor Steuern, der ohne die milliardenschweren Abschreibungen auf Kraftwerke bei 8,7 Milliarden gelegen hat, um weitere zehn Prozent sinkt. Nach 2014 würden sich die Ergebnisse aber stabilisieren, sagte Terium. Die dramatische Entwicklung der vergangenen Jahre würden sich so nicht fortsetzen.

Gleichwohl müssen sich Aktionäre für 2014 auf eine weiter fallende Dividende einstellen. Für 2013 war diese bereits auf einen Euro je Aktie halbiert worden. Martin Buhlman von der Aktionärsvereinigung VIP erwartet für 2014 nun 50 Cent. RWE-Finanzvorstand Bernhard Günther widersprach dem nicht. Nach der Gewinn-Prognose sei zwar weiterhin ein Euro möglich. "Ein Dividenden-Versprechen geben wir aber nicht", sagte Günther. Eine Senkung der Dividende würde vor allem die Ruhrgebiets-Städte hart treffen, die 25 Prozent an dem Konzern halten. Ihnen entgingen für das vergangene Jahr schon 150 Millionen Euro.

Auch die freiwillige Gehaltskürzung der vier Vorstände um insgesamt 500 000 Euro überzeugte in der Grugahalle nicht. "Wir Aktionäre verzichten auf 600 Millionen Euro Dividende. Was sind dagegen 500 000 ?", fragte Aktionär Buhlman.

Terium versprach, die Schulden, die 3,5 Mal so hoch sind wie die Gewinne, bis 2016 auf das Dreifache zu senken. Sonst sollen die 1600 Führungskräfte weniger Gehalt bekommen. So sieht es das neue Vergütungssystem vor. Der Druck ist groß, die Rating-Agenturen drohen angesichts von 31 Milliarden Schulden mit einer Herabstufung der Bonität.

Entsprechend fiel die Kritik der Aktionäre aus. "Es ist eine Schande, was aus unserer RWE geworden ist", sagte Marc Tüngler von der Aktionärsvereinigung DSW. Die Energiewende habe den Standort ins Abseits gebracht. "Womit verdient RWE in fünf Jahren sein Geld, das ist die Gretchenfrage", sagte Tüngler

Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, kritisierte, RWE habe sich zu spät auf die Energiewende eingestellt und (mit dem früheren Chef Jürgen Großmann) auf Polterei statt auf Dialog mit der Politik gesetzt. "RWE braucht an der Spitze keinen Visionär, sondern einen Sanierer", verteidigte Speich den Sparkurs von Terium, der bis 2016 rund 13 000 Stellen abgebaut haben will. Zugleich kritisierte Speich: "RWE ist das Schlusslicht bei Erneuerbarer Energie, nur sechs Prozent des Stroms kommen hierher." Und nun kappe der Konzern ausgerechnet in diesem Zukunftsbereich Investitionen und Stellen.

37 Prozent des RWE-Stroms kommen aus Braunkohle, was gestern für laute Proteste von Umweltschützern sorgte. Eine Milliarde Euro Gewinn habe RWE 2013 mit Braunkohle gemacht, meint die Umwelthilfe. RWE sei größter Kohlendioxid-Emittent Europas, kritisierte Manager Speich. "Ein trauriger Rekord."

(RP)
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