Mediziner für neue Regeln Kann ich mich bald selbst krankschreiben?

Berlin/Magdeburg · Eine neue Studie zeigt, dass die Deutschen besonders oft zum Arzt gehen. Das wollen Mediziner jetzt ändern. Ihr Vorschlag: Wer sich schlecht fühlt, solle sich einfach selbst krankschreiben können, zumindest für einen bestimmten Zeitraum.

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Foto: Shutterstock/ Subbotina Anna

Mediziner der Universität Magdeburg haben vorgeschlagen, die Regeln für Krankschreibungen zu lockern. Beschäftigte sollten sich für die Dauer von bis zu einer Woche selbst krankmelden können sagte Wolfram Herrmann, Leiter des Magdeburger Forscherteams, der "Welt am Sonntag".

Eine Studie habe ergeben, dass viele Arztbesuche nur erfolgten, um die ärztliche Bescheinigung zur Krankschreibung zu erhalten. Falle ein Teil davon weg, würden die Hausärzte entlastet und könnten sich besser um die Behandlung von Patienten mit langwierigen Erkrankungen kümmern.

Viele Arbeitgeber wollen bislang ab dem 4. Tag ein Attest

Arbeitgeber verlangen in der Regel ab dem vierten Tag der Krankheit eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Drei Tage kann ein Beschäftigter also nach eigener Entscheidung ohne "Krankenschein" zu Hause bleiben. Hermann schlug vor, eine Ausweitung auf fünf Tage in Pilotprojekten auszuprobieren. "Dass durch eine eigenständige Krankmeldung der Beschäftigten die Zahl der Fehltage nicht nach oben schnellt, zeigen Erfahrungen aus Norwegen", sagte der Arzt.

Dort gibt es dem Magdeburger Arzt Herrmann zufolge sogar schon Projekte mit der Möglichkeit, sich bis zu 365 Tage selbst krankzumelden. "So weit brauchen wir nicht zu gehen, aber in überschaubarem Rahmen von einer Woche Eigenmeldung denke ich: Wir sollten uns in Deutschland trauen, das auch in Pilotprojekten auszuprobieren." Nach diesem Modell hätten die Hausärzte in Zukunft mehr Zeit, sich stärker um die Behandlung von Patienten mit langwierigeren Erkrankungen zu kümmern, die bislang auch den Hauptteil der Fehltage ausmachen.

Die meisten gehen für die Krankschreibung zum Arzt

Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich aufgeschlossen: "In Deutschland ist die Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche auch deswegen so hoch, weil Patienten nur für Rezepte, Verlaufskontrollen oder auch Kurzzeitkrankschreibungen immer zum Arzt müssen", sagte er der Zeitung.

Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. "Die gesetzlichen Regelungen zu Krankschreibungen haben sich in Deutschland insgesamt bewährt", erklärte der Arbeitgeberverband BDA. "Sie führen nicht zu unnötigen Arztbesuchen."

(dpa)
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