Forderung von 650 Euro mehr im Monat für jeden Bei der Bahn drohen ab Anfang März Streiks

Düsseldorf/Fulda · Die Gewerkschaft EVG verlangt im Monat mindestens 650 Euro mehr an Tariflohn pro Kopf. Das kann vielen Beschäftigten ein Plus von mehr als 20 Prozent bringen. Die EVG will nicht lange verhandeln - lieber schnell streiken.

 Im Bahnverkehr in NRW drohen erneut Streiks der EVG wie hier 2018 im Duisburger Hauptbahnhof.

Im Bahnverkehr in NRW drohen erneut Streiks der EVG wie hier 2018 im Duisburger Hauptbahnhof.

Foto: dpa/Chrstoph Reichwein

Bei der Deutschen Bahn (DB) und anderen Bahnbetrieben drohen ab Anfang März* Warnstreiks für höhere Löhne, unmittelbar nachdem die Tarifverhandlungen begonnen haben. Das kündigte die Eisenbahnergewerkschaft EVG am Dienstag in Fulda an. Sie fordert gemäß einem einstimmigen Beschluss der Tarifkommission für die Beschäftigten eine prozentuale Lohnerhöhung von zwölf Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr im Monat. Damit verlangt die EVG ein noch größeres absolutes Lohnplus als die Gewerkschaft Verdi, die pro Beschäftigtem mindestens 500 Euro mehr fordert. Weil manche Kollegen oder Kolleginnen nur rund 2500 Euro im Monat verdienen, würde ein Plus von 650 Euro für sie einen Gehaltssprung um 26 Prozent bringen, hieß es. Für Nachwuchskräfte werden mindestens 325 Euro mehr im Monat gefordert.

Die Gewerkschaft sehe keinen großen Verhandlungsspielraum und stelle sich auf einen Arbeitskampf ein: „Wir haben keine Zeit für Tariffolklore“, sagte Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay. Man erwarte schon in der ersten Runde ein Angebot des DB-Konzerns. Andernfalls werde gestreikt, sagte Co-Verhandlungsführer Kristian Loroch: „Werden keine Angebote auf den Tisch gelegt, wird das ganz, ganz schnell gehen.“ Die Verhandlungen starten am 28. Februar.

Der hohe Zuwachs sei notwendig, um die Folgen der Inflation gerade für die niedrigen Lohngruppen auszugleichen, sagte Ingenschay. Außerdem hätte die Bahnbranche selbst ein hohes Interesse an besseren Gehältern für die Beschäftigten, um Personal zu finden und zu halten, so Loroch. „Die Fluktuation ist erschreckend, das hat auch etwas mit der Bezahlung zu tun. Wenn es nicht gelingt, schnellstmöglich eine Vielzahl an neuen Beschäftigten zu gewinnen, werden in Zukunft noch mehr Züge ausfallen. Das kann nicht im Interesse der Unternehmen sein, vor allem aber nicht im Interesse der Fahrgäste. Deshalb müssen die Löhne rauf – und zwar deutlich.“

Die EVG will ihre Streiks mit der vor allem im öffentlichen Nahverkehr sehr starken Gewerkschaft Verdi abstimmen, erklärte das Führungsduo. Die EVG ist die größere der zwei Bahngewerkschaften. Die kleinere Lokführergewerkschaft GDL verhandelt über ihren Tarifvertrag erst im Herbst. Weil die Lokführer oft mehr verdienen als beispielsweise Beschäftigte in den Stellwerken oder beim Kontrollieren der Fahrgäste, könnte bei ihnen eine prozentuale Erhöhung wichtiger sein als ein hoher Festbetrag.

Die Forderung der EVG betrifft nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch noch rund 50 kleinere Bahnfirmen, mit denen parallel zum Marktführer verhandelt werden soll. Offensichtlich versucht die Gewerkschaft auf diesem Weg eine Art Brachentarifvertrag durchzusetzen. Die Gewerkschaft meint, davon würden am Ende gerade die kleineren Bahnunternehmen profitieren, weil denen laufend drohe, dass Beschäftigte kündigen und zur Deutschen Bahn wechseln. Ingenschay: „Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen in der vorangegangenen Tarifrunde, mit einem Lohnplus von 1,5 Prozent, deutliche Zurückhaltung geübt haben.“ Nun gebe es umso höheren Nachholbedarf.

*In der ersten Version hatten wir Streiks für Ende Februar als denkbar beschrieben. Da der erste Verhandlungstag am 28. Februar ist, ist allerdings ein Streikstart erst am 1. März denkbar.

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