Neuer Lebensmittelskandal Bayerisches Gammelfleisch nach ganz Deutschland geliefert?

München (rpo). Der neue Skandal um verdorbenes Fleisch in Bayern hat offenbar eine bundesweite Dimension. Der Münchner Großhändler, bei dem insgesamt bis zu 50 Tonnen verschimmeltes Döner- und Entenfleisch gefunden wurden, lieferte nach ganz Deutschland und ins EU-Ausland.

"Das ist ein Riesenbetrieb, wir wissen nicht mal genau, welche Mengen Fleisch in den Kühlhäusern lagern und wo das überall hingegangen ist", sagte der leitende Münchner Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld. Der Münchner Großhändler habe nach ganz Deutschland und auch in das europäische Ausland geliefert.

Zugleich flog in Niederbayern ein zweiter Fleischskandal auf: Bei einem Deggendorfer Händler stellte die Polizei 40 Tonnen teilweise verdorbenes Fleisch sicher.

Erste Erkenntnisse bestätigten den Verdacht, "dass in der Firma Fleisch, das nicht mehr genussfähig war, in der Vergangenheit in den Handel gebracht wurde", teilte die Staatsanwaltschaft Deggendorf nach Durchsuchungen am Freitag mit. Eine halbe Tonne Rindfleisch aus einem Kühlhaus im Landkreis Passau sei bereits drei Jahre alt. In einem Kühlhaus in Regensburg lagerten 37 Tonnen Fleisch verschiedenster Art, das via Holland nach Hongkong verschifft werden sollte. "Ein bereits beladener Transporter wurde von der Polizei gestoppt und wieder entladen." In einem für gewerbliche Zwecke nicht genehmigten Kühlraum unter einer Garage im Landkreis Deggendorf fanden die Ermittler eine weitere Tonne Fleisch. Gegen den 53-jährigen Inhaber der Fleischzentrale werde ermittelt.

Im Kühlhaus des Münchner Großhändlers wurden "weit mehr als zehn Tonnen" Dönerfleischspieße, deren Haltbarkeitsdatum teilweise bereits vor vier Jahren abgelaufen war, sowie 30 bis 40 Tonnen Entenfleisch sichergestellt. "Das ist noch nicht das Ende der Untersuchungen", sagte Reif. Von 20 Döner-Proben seien 17 in einem "ekelerregenden Zustand" gewesen: Grünlich vor Schimmel, mit Erde und Grassamen verdreckt und mit Frostbrandspuren. "Es hat übel gerochen", sagte Reif.

"Das Fleisch wurde ausgeliefert", sagte Polizeisprecher Peter Reichl. Kontrollen bei Münchner Lokalen hätten den Nachweis erbracht. Es sei zu befürchten, dass vergammeltes Dönerfleisch "deutschlandweit und sogar darüber hinaus" vertrieben worden sei. Der Sprecher des Münchner Kreisverwaltungsreferats, Christopher Habl, sagte, zu den Kunden des Unternehmens zählten neben türkischen Lokalen auch Asia-Shops und bayerische Lokale.

Ob das vergammelte Fleisch auch gesundheitsgefährlich ist, sollen mikrobiologische Analysen bis Mitte nächster Woche erweisen. Bei Befragungen von Mitarbeitern des Fleischhändlers habe sich der Verdacht auf Manipulationen erhärtet, sagte Reif. Ein ehemaliger Aushilfsarbeiter bestätigte der "Süddeutschen Zeitung", dass Fleisch mehrfach umetikettiert worden sei.

(afp2)
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