Leverkusen/New York Bayer plant Milliarden-Zukauf

Leverkusen/New York · Rund zehn Milliarden Euro möchte der Konzern laut informierten Kreisen ausgeben, um sein florierendes Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln auszubauen. Auch Dr. Scholl's Fußpflege würde zum Konzern hinzukommen.

Leverkusen/New York: Bayer plant Milliarden-Zukauf
Foto: Oliver Berg

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer bereitet anscheinend einen der größten Zukäufe seiner Geschichte vor. Für 13,5 Milliarden Dollar, umgerechnet 9,8 Milliarden Euro, möchte Vorstandschef Marijn Dekkers vom US-Wettbewerber Merck dessen Sparte für rezeptfreie Arzneimittel und Gesundheitspräparate (OTC) kaufen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf informierte Kreise.

Auf Anfrage unserer Zeitung wollte Bayer den Bericht gestern nicht kommentieren. Weil aber der britische Konzern Reckitt Benckiser angeblich ebenso viel Geld wie Bayer bietet, droht laut Reuters in den nächsten Tagen eine teure Übernahmeschlacht um die OTC-Sparte von Merck - die Entscheidung soll schon bald fallen.

Dabei würde der Zukauf jedenfalls gut in die Strategie von Bayer passen. Schon vor zehn Jahren hatte Ex-Vorstandschef Werner Wenning erklärt, der Konzern wolle auf Dauer die "Nummer Eins" weltweit beim OTC-Geschäft werden. Damals hatten die Leverkusener mit der Sparte einen großen Sprung nach vorne gemacht, nachdem für 2,4 Milliarden Euro entsprechende Bereiche vom Schweizer Wettbewerber Roche gekauft worden waren.

Nachdem Bayer kürzlich einige OTC-Aktivitäten in China übernahm, bestätigte der Vorstand das Ziel der Weltmarktführung. Immerhin liegt nur noch die Schweizer Roche vor Bayer beim OTC-Geschäft, das global rund 150 Milliarden Euro ausmacht. Und immerhin gehören Bayer mit Alka Seltzer und Aspirin zwei OTC-Kassenschlager.

Die Merck-Bereiche würden interessante neue Marken hinzufügen. So gehören Dr. Scholl's Fußpflegeprodukte, die Sonnencreme Coppertone und das Allergiemittel Claritin zum Portfolio. Und als Strategie würde der Bayer-Vertrieb dann immer mehr rezeptfreie Gesundheitsmittel in sein Angebot aufnehmen. Er würde also bei der gleichen Zahl an Besuchen bei Händlern mehr Umsatz machen.

Dabei macht das OTC-Geschäft innerhalb des Bayer-Konzerns nur einen kleinen Teil aus. 2013 kam die aus New Jersey (USA) geführte Division als Teil von Bayer Healthcare auf einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro - der Weltumsatz von Bayer lag in dem Jahr dagegen bei 40 Milliarden Euro. Und der mögliche Zukauf würde auch nur rund 1,5 Milliarden Euro an zusätzlichem Umsatz einbringen. Allerdings gilt das OTC-Geschäft als attraktiv, weil es bei guten Margen nur wenig Risiko hat.

Das Rennen um die Merck-Sparte bestätigt, dass Milliardenzukäufe in der Pharmabranche wieder hoch im Kurs stehen. Am vergangenen Wochenende berichtete die "Sunday Times", der größte US-Pharmakonzern Pfizer sei mit einem 100 Milliarden Dollar schweren Übernahmeangebot an die britische AstraZeneca herangetreten. Der Schweizer Konzern Novartis kündigte an, von GlaxoSmithKline für 14,5 Milliarden Dollar das Geschäft mit Krebsmedikamenten zu übernehmen.

Bayers letzter ganz großer Coup war der Kauf der Schering AG in Berlin für rund 17 Milliarden Euro im Jahr 2006.

(RP)
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