Düsseldorf Bankhaus HSBC Trinkaus macht 4,3 Prozent mehr Gewinn

Düsseldorf · Das Unternehmen gewinnt 300 neue Mittelstandskunden. Vorstandssprecher Schmitz kritisiert die Überregulierung der Branche.

Auch im sechsten Jahr einer Krise, die am amerikanischen Immobilienmarkt begann und über eine Banken- zu einer Staatsschuldenkrise in Europa wurde, ist es nicht ausgeschlossen, dass Geldhäuser Rekordgewinne erwirtschaften. Das Bankhaus HSBC Trinkaus jedenfalls, das zu drei Vierteln Europas größtem Bankkonzern HSBC gehört, hat das im vergangenen Jahr geschafft. Vor Steuern verdiente das Unternehmen nach vorläufigen Zahlen knapp 220 Millionen Euro, 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies unterstreiche die solide und nachhaltige Entwicklung der Bank, sagte Vorstandssprecher Andreas Schmitz gestern bei der Bilanzvorlage. Für das nächste Jahr sagt er eine Fortsetzung des Erfolgskurses voraus – wenn die Krise und die Entwicklung an den Finanzmärkten keinen Strich durch die Rechnung machen.

Trinkaus habe im vergangenen Jahr 300 Kunden im "gehobenen Mittelstandssegment" (mehr als 100 Millionen Euro Umsatz) dazugewonnen, sagte Schmitz. Noch stärker treibt die Bank das Geschäft des Gesamtkonzerns an, indem es deutsche Kunden an Mutter und Schwestern in aller Welt vermittelt. Im sogenannten "Cross-Border-Geschäft" sei Trinkaus binnen fünf Jahren um 20 Prozent gewachsen, sagte Schmitz.

In Zukunft gelte es, weitere Marktanteile zu gewinnen, und dabei seien auch Zukäufe denkbar, erklärte der Manager. Beim Eigenkapital sieht sich die Bank gegenwärtig mit einer Quote von 16,6 Prozent (12,9 Prozent hartes Kernkapital) in einer komfortablen Position.

Der Trinkaus-Vorstandssprecher sieht sich indes nicht nur in der Rolle des Überbringers froher Botschaften aus dem eigenen Haus, sondern gern auch als Rufer in der Wüste. Er warnt vor ständiger Überflutung der Märkte mit dem Geld der Europäischen Zentralbank, er mahnt diszipliniertes Sparen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union an und er kritisiert, dass sich Politik in Europa allzu häufig mehr nach dem nächsten Wahltermin als nach den Erfordernissen einer soliden Haushalts- und Finanzpolitik richte. Und: Schmitz prangert die aus seiner Sicht viel zu starke Regulierung der Bankbranche an. Natürlich dürften Risiken in Bankbilanzen nicht "unkontrolliert oder gar unbemerkt in die Höhe schießen", aber Europa sei dabei, zu überziehen, meint der Manager, derzeit noch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Weder ein Trennbankensystem noch eine Finanztransaktionssteuer würden weiterhelfen. Man dürfe nicht die Risikobereitschaft der Banken drosseln, sondern müsse dafür sorgen, dass jene, die Risiken eingingen, für diese auch einstünden.

(RP)
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