Essen Bahn sperrt S-Bahn-Strecke bis April 2018

Essen · Bergbauschäden nahe der Station Essen-Hügel sorgen dafür, dass die S 6 nicht bis zum Hauptbahnhof Essen durch-fahren kann. Die Deutsche Bahn muss die gefundenen Hohlräume verfüllen - und mit einem Millionenschaden rechnen.

Die Stützwand, mit der das ganze Dilemma begann, steht nicht mehr. An der kleinen Brücke, direkt hinter der S-Bahn-Station Essen-Hügel, klafft seit ihrer Abtragung ein großes Loch. Viel verhängnisvoller für die Deutsche Bahn sind indes die vielen kleinen Löcher im Gleisbett, aus denen rosafarbene Rohre herausragen. Sie sind das Ergebnis umfangreicher Sondierungsbohrungen der Bahn nördlich der Haltestelle Essen-Hügel, die ihren Ursprung in der Entdeckung der abgesenkten Stützwand Mitte Oktober haben. Seitdem ist die S-Bahn-Strecke der S 6 (Köln-Worringen - Essen) zwischen Kettwig und Essen Hbf wegen Bergbauschäden gesperrt.

"Es ist kein Geheimnis, dass in dieser Region Bergbau betrieben wurde. Deswegen mussten wir damit rechnen, dass wir es nicht nur mit einer alten Wand zu tun haben, die in die Jahre gekommen ist", sagte der Infrastruktur-Abteilungsleiter der Bahn, Gerd Matschke. Die Wand war jedoch nur der Anfang, wie die folgenden Bohrungen zeigten - womit die Bahn nun Unerfreuliches zu verkünden hatte. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Strecke bis Mitte April gesperrt bleiben muss. Wir wissen, dass wir den Kunden damit einiges zumuten. Aber hier gilt: Sorgfalt vor Schnelligkeit", sagte Matschke.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Bahn ihre Erfahrungen mit Bergbauschäden entlang Essener Streckenabschnitten gemacht - und in der Folge eine Risikobewertung verschiedener Bergschadenverdachtsbereiche vorgenommen. Die abgesenkte Stützwand an der Haltestelle Hügel liegt unmittelbar an einem Bereich, der durch die Risikobewertung der DB seit kurzem als Hochrisikobereich ausgewiesen ist. Mit den Erkundungsbohrungen untersuchte die Bahn nun elf Flöze, die unter einer etwa 350 Meter langen Strecke nördlich der Haltestation Essen-Hügel liegen - sieben davon weisen größere Hohlräume auf, die mit Spezialbeton befüllt werden müssen. Und das kann dauern.

"Wir haben dabei limitierende Faktoren. So benötigen wir so viel Wasser für die Kühlung der Bohrmaschinen und die Befüllung der Hohlräume, dass selbst die Hydranten dafür nicht ausreichen. Und wenn wir demnächst starken Frost haben sollten, müssen wir die Arbeit einstellen", sagte Matschke. Zudem müssten die abschließenden Verpress-Arbeiten mit dem Beton-Gemisch langsam und gründlich vorgenommen werden, da keine Hohlräume übrig bleiben dürften, fügte Bergbau-Experte Peter Hogrebe (Bezirksregierung Arnsberg) hinzu.

Der erste Flöz mit dem Namen Girondelle I ist mit 900 Kubikmeter Spezialbeton bereits verfüllt. Aktuell ist die Bahn, die für die Bohrungen auch die Gleise auseinanderschneidet und abtransportiert, mit Girondelle II beschäftigt. Wie schnell die Arbeiten in den kommenden Wochen voranschreiten werden, sei wahnsinnig schwer vorauszusehen. "Die Gefahr ist relativ gering, dass wir außerhalb der 350 Meter langen Strecke noch etwas finden. Wir wissen aber nicht, auf welche Überraschungen wir innerhalb des Bereiches noch stoßen", sagte Matschke, der bei den Kosten mit einem niedrigen siebenstelligen Betrag rechnen muss. "Die Kosten spielen jetzt aber keine Rolle, sie werden unsere Arbeit nicht hemmen", sagte er. Neben der Baustelle hat die Bahn weitere Hochrisikobereiche unterhalb der S-Bahn-Strecke in Essen-Steele ausfindig gemacht. "Dort werden wir aber versuchen, Erkundungsbohrungen mit dem Fahrplan in Einklang zu bringen", sagte Matschke.

(togr)
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