Düsseldorf Autokrise verschont Geländewagen und Minis

Düsseldorf · Fast alle anderen Segmente brechen ein – das SUV-Geschäft boomt. Bei Audi soll es 2020 die Hälfte des Absatzes liefern.

Fast alle Fahrzeuggattungen haben im vergangenen Jahr deutlich verloren. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Geländewagen: Ihr Verkauf stieg in Deutschland um 17,4 Prozent an. Dazu trug vor allem der Audi Q5 bei, der auf dem wichtigsten europäischen Markt fast 2000 mal neu zugelassen wurde – ein Plus von über 70 Prozent.

Seit 2000 stieg der SUV-Marktanteil in Deutschland von drei auf 14 Prozent. Audi reagiert nun auf die außergewöhnliche Entwicklung: Die SUVs, die bei Audi unter der Typen-Familie "Q" fahren, sollen im Jahr 2020 rund 45 Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen. "Der positive Trend zu SUV- und Crossover-Fahrzeugen wird sich auch in Zukunft mit gleicher Dynamik fortsetzen", zitiert die "Automobilwoche" Audi-Chef Rupert Stadler. Langfristig will Audi acht Q-Modelle anbieten, wobei die ungeraden Typenbezeichnungen (Q3, Q5, Q7, Q9) für konventionelle SUVs stehen, während die geraden Ziffern für viertürige SUV-Coupés reserviert sind.

Für den Rest der Autowelt gilt: Die Unsicherheiten der Eurokrise haben sich 2012 wie befürchtet auch auf den deutschen Neuwagenmarkt ausgewirkt. Die das ganze Jahr über schwachen Verkäufe gaben zum Jahresende noch einmal deutlich nach. Während die Neuzulassungen von Januar bis Dezember um 2,9 Prozent zurückgingen, brachen sie allein im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um 16 Prozent ein. Das geht aus aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hervor.

Die größten Verlierer des Jahres waren in Deutschland demnach Luxuswagen (minus 13,9 Prozent) und Kleinwagen (minus 11,2 Prozent). Im Luxusmarkt brach vor allem der Porsche Panamera mit einem Rückgang von 45,7 Prozent ein, im Kleinwagensegment der Opel Corsa mit einem Rückgang von 48,2 Prozent.

"Die Situation auf dem gesamten europäischen Markt ist nach wie vor katastrophal", schrieb Opel-Aufsichtsratschef Steven Girsky in dieser Woche an seine Mitarbeiter, "Überkapazitäten und Rabattschlachten beherrschen die Automobilindustrie." Von den neun wichtigsten Autosegmenten lagen nur drei im Plus: Neben den SUVs gehörten spritsparende Minis wie der Fiat 500 zu den Gewinnern, außerdem Vans wie die Mercedes B-Klasse mit einem Plus von 3,7 Prozent.

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre brach der Absatz von Neuwagen europaweit um 20 Prozent ein. Experten wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) oder Felix Kuhnert von der Unternehmensberatung PwC rechnen vor, dass es deshalb inzwischen acht Autofabriken zuviel in Europa gibt. Laut Bratzel wird der Markt in Europa frühestens 2014 wieder anziehen. "Aber auf das Niveau von 2007 werden wir in Europa nie wieder kommen", sagt er voraus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort