Interview mit Handwerkspräsident Otto Kentzler "Ausbildungspakt auch nach 2014"

Der Handwerkspräsident setzt sich auf dem "Zukunftsgipfel" der Kanzlerin dafür ein, das duale System der Berufsbildung zu verteidigen.

Was erhoffen Sie sich vom heutigen "Zukunftsgespräch" der Wirtschaft mit der Kanzlerin in Meseberg?

Kentzler Wir tauschen uns über zentrale Zukunftsfragen aus, etwa die steigende Nachfrage nach Wissen. Da geht es auch um Qualifizierungs- und Bildungsstrukturen. Und da erwarten wir von der Bundesregierung Unterstützung, wenn es um das Duale System der beruflichen Bildung geht. Die EU-Kommission darf uns nicht die Grundlagen für den Erfolg zerschlagen, nämlich die Qualifikation der Ausbilder und Meister.

Wie will das Handwerk seinen Fachkräftebedarf in Zukunft sichern, wenn die Zahl der Erwerbsfähigen immer mehr zurückgeht?

Kentzler Wir müssen den nationalen Ausbildungspakt unbedingt über 2014 hinaus weiter führen. Heute gibt es keinen Ausbildungsplatzmangel mehr, sondern die Zahl der Schulabgänger und Bewerber geht zurück. Dem begegnen wir zum einen, indem wir mehr Abiturienten fürs Handwerk begeistern. Zum anderen müssen wir auch Migranten von der beruflichen Bildung überzeugen und Jugendliche mit sozialen Problemen an die Ausbildung heranführen. Ebenso die rund 1,5 Millionen jüngeren Menschen ohne Berufsabschluss. Damit das gelingt, sollten beim Ausbildungspakt künftig die Gewerkschaften mit ins Boot.

Die Opposition will nach der Wahl die Steuern erhöhen, die Union plant mehr Sozialleistungen. Welches Konzept sagt dem Handwerk mehr zu?

Kentzler Das eine wie das andere nicht. Die von der Opposition geplanten Steuerkonzepte ziehen dem Mittelstand den Boden unter den Füßen weg. Aber auch Wahlversprechen der Union, etwa für zusätzliche Rentenleistungen, sind falsch. Das sagen wir der Bundeskanzlerin auch. Im Übrigen: Die Steuereinnahmen erreichen Rekordhöhen dank Wirtschaftswachstum und hohem Beschäftigungsstand. Das wird nur so bleiben, wenn wir die Konjunktur nicht durch höhere Belastungen bei Steuern und Sozialbeiträgen abwürgen. Es gibt kein Einnahmeproblem — wir haben ein Ausgabenproblem im Staatshaushalt.

Was befürchten Sie mit Blick auf die Energiewende?

Kentzler Die Ökostrom-Umlage wird 2014 weiter steigen, das wird die Strompreise auch für die Betriebe weiter erhöhen. Ganz wichtig ist daher, dass sofort nach der Bundestagswahl die Einspeisevergütungen für die erneuerbaren Energien rigoros gesenkt werden. Auch der Einspeisevorrang der Erneuerbaren muss infrage gestellt werden. Photovoltaik ist mittlerweile marktfähig und braucht künftig gar keine Unterstützung mehr. Auch die Förderung von Strom aus Wind, Wasser und Biomasse muss deutlich zurückgefahren werden. Wer ein Windrad baut und es anschließend nicht ans Netz anschließen kann, sollte keine Förderung mehr bekommen. Wir brauchen zudem unbedingt die steuerliche Abschreibung für die energetische Gebäudesanierung, sonst schaffen wir die Energieeffizienz-Ziele der Bundesregierung nicht.

Birgit Marschall stellte die Fragen.

(mar)
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