Probleme während Corona-Krise Junge Menschen berichten über ihre schwere Suche nach einem Ausbildungsplatz
Laura Huch (22): „Als Frau in einem von Männern dominierten Beruf einen Ausbildungsplatz zu bekommen ist schwer – zur Corona-Krise ist es fast unmöglich. Ich wurde zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, dort jedoch vertröstet und gebeten, auf eine Antwort zu warten, die dann negativ ausfiel. Von manchen Betrieben habe ich gar keine Rückmeldung bekommen. Selbst auf Anfrage war es schwer, einen Ansprechpartner in den Firmen zu finden, da viele durch Kurzarbeit im Büro kaum zu erreichen waren. Oder es kamen Absagen, mit der Begründung, dass man momentan keine Ausbildungsplätze mehr anbiete, sondern nur ausgelernte Kräfte für Teilzeitstellen suche. Zu meinem Glück habe ich einen Betrieb gefunden, der sich für meinen Werdegang und meine Erfahrungen, die ich in diversen Praktika gesammelt habe, interessierte und mich zu einem Gespräch eingeladen hat. Ich konnte ein Praktikum in diesem Betrieb absolvieren, wurde anschließend übernommen und darf nun am 1. August meine Ausbildung als Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik beginnen.“
Khalefa Aboshawashi (20): „Ich habe noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, aber ich gebe nicht auf. Wegen der Corona-Krise ist die Suche nicht leicht, da weniger Stellen angeboten werden. Freunde von mir hatten im vergangenen Jahr noch mehr Glück, sie wurden schneller zu Bewerbungsgesprächen eingeladen und haben so schneller einen Ausbildungsplatz gefunden. Für mich ist es schwerer, da Bewerbungsgespräche wegen des Coronavirus nicht vor Ort, sondern am Telefon oder online stattfinden. Da kann ich meinen Gegenüber schwer einschätzen. Schade ist auch, dass die Azubi-Speed-Datings abgesagt wurden. Darauf hatte ich mich bereits gut vorbereitet. Ich glaube, ohne das Speed-Dating habe ich weniger Chancen, eine Stelle zu bekommen. Ich habe schon über 15 Bewerbungen geschrieben, es kamen schon ein paar Absagen aber ein paar Antworten stehen noch aus. Ich hoffe, dass eine positive Rückmeldung dabei ist. Schön wäre es, wenn ich als Kaufmann oder im IT-Bereich arbeiten könnte – das ist schon lange mein Traumberuf.“
Bianca Eggerndorfer (16): „Ich habe leider noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, obwohl ich mich schon bei insgesamt 18 Betrieben vorgestellt habe. Ich möchte eine Ausbildung als Gestalterin für Visuelles Marketing machen, in Düsseldorf ist es aber nicht so leicht, einen Platz zu bekommen. Denn oft bilden nur große Häuser in diesem Beruf aus und davon müssen einige wegen des Coronavirus schließen. Andere Betriebe sind entweder schon voll besetzt oder bilden in der momentanen Lage nicht aus. Das kann zwischendurch schon frustrierend sein, aber ich denke positiv. In einer anderen Stadt möchte ich nicht suchen, da ich nicht wegziehen möchte. Und einen anderen Beruf kann ich mir auch nicht vorstellen, ich möchte gerne etwas mit Mode oder Design machen – etwas, das zu mir passt. Deshalb suche ich, wenn es sein muss, noch Monate, bis ich einen Ausbildungsplatz gefunden habe und frage dafür in jedem Laden nach. Ich gebe nicht auf und kämpfe für das, was ich möchte. Klappt das nicht, gehe ich an die Realschule und mache dort meinen Abschluss.“
Pay Kaufmann (22): „Für mich war es nicht schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden – trotz der Corona-Krise. Ich habe mich sogar gewundert, wie schnell ich eine Stelle bekommen habe. Das Unternehmen Ludwig Steup aus Mönchengladbach, bei dem ich ab 1. August eine Ausbildung zum Anlagenmechatroniker mache, hat keine Woche gewartet, um mich in den Betrieb einzuladen, damit ich mir alles anschauen kann. Damit habe ich nicht gerechnet. Bis zum Start mache ich nun schon ein Praktikum dort. Ich bin sehr glücklich, denn Ludwig Steup ist eines der ältesten Unternehmen dieser Branche am Niederrhein und bietet mir ein schönes Umfeld. Dennoch habe ich insgesamt sechs Bewerbungen abgeschickt und nur eine Antwort bekommen. Ich kann mir vorstellen, dass das für andere schwer ist, wenn gar keine Rückmeldungen kommen. Deshalb bin ich persönlich zu Betreiben gefahren und habe geschaut, ob ich dort jemanden treffe. Dass manchmal gar keine Reaktion kommt, wundert mich ohnehin. Denn eigentlich suchen viele Betriebe Azubis.“
Alend Ibrahim (20): „Die Corona-Krise hat meine Suche nach einem Ausbildungsplatz enorm erschwert. Nachdem ich nach meinem Abitur zunächst vier Semester Bauingenieurwesen studiert habe, hatte ich mich entschieden, lieber eine Ausbildung als Immobilienkaufmann zu beginnen. Im Januar habe ich mich dann auf mehrere Stellen beworben. Leider bekam ich fast ausschließlich Absagen mit der Begründung, der Betrieb könne aufgrund der gegenwärtigen Pandemie keine Auszubildenden einstellen. Die IHK in Duisburg und Düsseldorf konnten mir zum Glück weiterhelfen und vermittelten Kontakte zu einige Unternehmen, die noch Azubis suchten. Schwierig war natürlich weiterhin, dass keine Termine persönlich stattfinden konnten – außer bei der GWG Wuppertal. Dort fand mit Maske und unter Einhaltung des Abstandes ein Bewerbungsgespräch statt. Auf die Ausbildungsstelle, die ich haben wollte, gab es allerdings mehr als 140 Mitbewerber. Doch ich war erfolgreich und freue mich sehr, dass ich im August 2020 meine Ausbildung beginnen darf.“