Ingolstadt Audi feuert erneut den Entwicklungs-Chef

Ingolstadt · "Vorsprung durch Technik" war einmal: Die Premiummarke ist grundsolide, aber sie glänzt nicht mehr.

Im vergangenen Jahr wechselte Audi drei Vorstände aus – jetzt muss Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer gehen. Nach weniger als einem Jahr soll er laut "Spiegel Online" für VW-Konzernentwickler Ulrich Hackenberg weichen. "Wir können dazu nichts sagen", kommentiert ein Audi-Sprecher den Bericht, der damit als so gut wie bestätigt gilt.

Der ehemalige Porsche-Entwickler Dürheimer verpatzte im September schon seinen Start bei Audi, als er die stolzen Ingenieure mit einer Grundsatz-Kritik gegen sich aufbrachte. Später forderte er, Audi solle das Spitzenmodell A8 künftig doch besser aus dem Baukasten der Konzernschwester Porsche zusammenbauen. Ein vielleicht vernünftiger Sparvorschlag, den die Audi-Mannschaft aber als grobe Beleidigung wertete. Schließlich steht Audi für "Vorsprung durch Technik" und nicht für "Vorsprung durch Sparen".

Der Slogan war auch deshalb erfolgreich, weil nur wenige Marken ihre Werbeversprechen so konsequent einhielten wie der Autobauer aus Ingolstadt: Mit dem Quattro-Allradantrieb, der Aluminium-Karosse, dem sparsamen TDI-Motor und der Rostschutz-Vollverzinkung verhalf Audi Techniken zum Durchbruch, auf die die Konkurrenz zum Teil erst nach Jahren Antworten fand. Aber all das liegt eben schon Jahre zurück. Zwar belegen die Audi-Modelle in Pannenstatistiken immer noch hervorragende Plätze. Aber sie glänzen nicht mehr. Technische Alleinstellungsmerkmale von Rang, wie Mercedes sie jetzt etwa bei der neuen S-Klasse anbietet, sucht man bei Audi schon länger vergebens. Die Stuttgarter Konkurrenz beeindruckt gerade zum Beispiel mit einer eigenen Optik für den Komfort: Kameras suchen die Fahrbahn nach Unebenheiten ab, die das Fahrwerk dann automatisch ausgleicht.

Ganz zu schweigen vom wichtigen Zukunftsthema Elektro-Mobilität. BMW wird im Herbst mit dem i3 das erste Auto verkaufen, das von Grund auf ausschließlich für den Elektrobetrieb konzipiert wurde. Experten sehen im i3 den Durchbruch für das Elektro-Segment. Audi hat die Elektrovarianten für den Sportwagen R8 und den Kleinwagen A1 hingegen gestoppt. Stattdessen wollte Dürheimer mit einem Plug-In-Hybrid punkten: Einer Mischung aus Elektro- und Benzinauto, das jetzt schon als Übergangstechnologie abgestempelt ist. Und zwar als eine, bei der Toyota längst uneinholbar ist: Die Japaner verkauften allein im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Hybrid-Autos. Auch das Audi-Design gilt als problematisch: Es ist zu gediegen. Die Modelle unterscheiden sich kaum, weshalb Audi-Fahrer wenig Anreize haben, sich neue Autos zu kaufen.

Hackenberg, der seinen Beruf an der RWTH in Aachen gelernt hat, war schon früher bei Audi. Er gilt als Vater der Modelle "TT" und "A4". Das ist keine schlechte Visitenkarte.

(RP)
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