Auch IhrPlatz meldet Insolvenz an

Der Osnabrücker Drogeriemarkt-Betreiber folgt damit der Konzernmutter Schlecker. Die Abhängigkeit zwischen Mutter und Tochter sei zu groß, sagt der Insolvenzverwalter. Bei Schlecker selbst steigt die Hoffnung auf Rettung, nachdem das Unternehmen sich mit dem Einkaufsverbund Markant geeinigt hat und die Geschäfte reibungslos weiterlaufen können.

osnabrück Knapp sieben Jahre nach der ersten existenzbedrohenden Krise muss die Drogeriemarktkette IhrPlatz erneut um ihren Fortbestand fürchten. Das Unternehmen folgte gestern mit seinem Insolvenzantrag beim Amtsgericht Ulm der Muttergesellschaft Schlecker, die am Montag offiziell ihre drohende Zahlungsunfähigkeit eingeräumt hatte. Dabei hatte es vor vier Tagen noch geheißen, dass neben dem Auslandsgeschäft von Schlecker auch die IhrPlatz-Niederlassungen von der Insolvenz des Branchenführers unberührt bleiben würden.

Das hat sich als Trugschluss erwiesen, weil die Verflechtungen zwischen der baden-württembergischen Mutter und ihrer niedersächsischen Tochter enger sind, als es die Verantwortlichen noch 72 Stunden zuvor hatten eingestehen wollen. "IhrPlatz befindet sich in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zu Schlecker, so dass jetzt eine gemeinsame Lösung für den Konzern gesucht werden kann", erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz.

Was man auch so interpretieren kann: Entweder überleben am Ende des Insolvenzverfahrens beide Unternehmen oder keines. Die zweite Variante würde bedeuten, dass der Marktführer im deutschen Drogeriegeschäft verschwindet und sich dadurch die Gewichte auf dem nationalen Markt deutlich verschieben. Die Nummer zwei und drei in der aktuellen Rangliste, DM und Rossmann, sind im Gegensatz zu Schlecker profitabel und haben auch beim Umsatz in den vergangenen Jahren deutlich Boden gutgemacht auf die noch amtierende Nummer eins.

Dass Tochtergesellschaften von insolventen Unternehmen ebenfalls die Pleite droht, ist in solchen Fällen nichts Ungewöhnliches. Der Zusammenbruch der Essener Arcandor-Gruppe vor mehr als zweieinhalb Jahren beispielsweise zog auch Quelle mit in den Abgrund - das Unternehmen wurde später in Teilen verkauft. Ungefähr genau so viel Tradition wie der Fürther Versandhaus-Pionier hat auch IhrPlatz. Ältere Zeitgenossen werden sich noch daran erinnern, dass der Drogeriemarkt-Betreiber mit der Margerite im Logo bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts unter "Der Seifen-Platz" firmierte. Die Bezeichnung geht darauf zurück, dass das Unternehmen einst als Anbieter – unter anderem – für Seife gegründet worden war. 1973 folgte die Umbenennung – zu einem Zeitpunkt, als auch Haushaltswaren, Textilien, Schreibwaren und Spielzeug die Regale und Ständer füllten. Als das Unternehmen 2005 erstmals vor dem Zusammenbruch stand, folgte eine Planinsolvenz. Etwa 2000 Arbeitsplätze gingen verloren, 80 Filialen schlossen ihre Türen. Die US-amerikanischen Investoren Goldman Sachs und Fortress übernahmen IhrPlatz und reichten es zwei Jahre später an Schlecker weiter. Seither wird IhrPlatz im Schlecker-Clan als Premium-Zweitmarke geführt.

Vor dem Rückschlag bei IhrPlatz war bei Schlecker die Hoffnung wieder gestiegen. Der Grund: Es gibt eine Einigung mit dem Einkaufsverbund Markant, der jüngst wegen ausstehender Zahlungen seine Arbeit für Schlecker eingestellt hatte. Damit hätte es enorme Engpässe bei der Belieferung des immer noch größten deutschen Drogeriemarkt-Betreibers geben können. Nun laufen die Geschäfte planmäßig im "Regelbetrieb" weiter, wie es heißt. In den kommenden Tagen soll es weitere Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi geben, kündigte Insolvenzverwalter Geiwitz gestern an.

(RP)
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