Soziales Netzwerk Auch Facebook ließ Sprachaufnahmen abtippen

Menlo Park · Neuer Ärger für den Konzern: Diesmal geht es um Aufnahmen von Nutzern, deretwegen auch andere Tech-Konzerne in die Kritik geraten sind.

Auch Facebook ließ Sprachaufnahmen abtippen
Foto: dpa/Fabian Sommer

(dpa) Facebook hat Mitarbeiter einige Aufnahmen von Nutzern aus seinem Chatdienst Messenger anhören und abtippen lassen. Betroffen warennach Angaben des Netzwerkes nur Nutzer, die die Transkriptions-Funktion für Sprachnachrichten eingeschaltet hatten. Aufgabe der Mitarbeiter sei gewesen, zu prüfen, ob die Software die gesprochenen Sätze korrekt verstanden habe. Die Nachrichten seien zuvor anonymisiert worden. Die Praxis sei vor mehr als einer Woche gestoppt worden, erklärte Facebook.

In den vergangenen Wochen waren auch Amazon, Apple und Google in die Kritik geraten, weil sie Mitschnitte von Sprachassistenz-Software von Mitarbeitern auswerten ließen, ohne dass es den Nutzern bewusst war. Für Facebook ist die Situation aber noch etwas heikler als für die anderen Tech-Konzerne: Seit Jahren geht das Gerücht um, Apps des Online-Netzwerks hörten den Nutzern zu, um die Werbung zu personalisieren. Als angeblicher Beleg werden Fälle genannt, in denen Anzeigen zu einer vorherigen Unterhaltung passen. Facebook wies den Vorwurf stets zurück, auch Gründer und Chef Mark Zuckerberg verneinte dies im Frühjahr ausdrücklich bei einer Anhörung im US-Kongress und sprach von einer „Verschwörungstheorie“.

Facebook hat auch stets betont, man verarbeite Audio-Daten nur, wenn Nutzer die Erlaubnis dazu erteilt hätten. Denen dürfte aber wie bei den anderen Tech-Konzernen nicht bewusst gewesen sein, dass in einigen Fällen auch Menschen die Aufnahmen zu hören bekamen. Die Unternehmen holten sich bei den Nutzern pauschal die Erlaubnis, Daten zur Verbesserung des Dienstes zu nutzen. Dass dafür möglicherweise auch Sprachaufnahmen nicht nur von Software analysiert, sondern auch von Menschen gehört werden könnten, wurde nicht ausdrücklich erwähnt. Bei Apple gab es zumindest einen Hinweis auf die Möglichkeit solcher Transkriptionen bei seiner Sprachassistentin Siri in einem Sicherheitsdokument für Entwickler. Der Text war für gewöhnliche Nutzer jedoch schwer zu finden.

Bei Facebook hätten sich hunderte Beschäftigte von externen Dienstleistern die Audioclips angehört, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Sie seien im Unklaren darüber gelassen worden, unter welchen Umständen die Aufnahmen gemacht worden seien und für welchen Zweck sie sie abtippten, hieß es. Die Unterhaltungen hätten zum Teil „vulgäre“ Inhalte enthalten.

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