Lindner versus Lemke Atomkraft bleibt Streitthema in der Regierung

Berlin · Die Atomkraft bleibt Streitthema zwischen den Parteien und Politikern. Die einen fordern eine Verlängerung, die anderen einen endgültigen Ausstieg. Wer welche Position vertritt.

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks (AKW) Isar 2 (Archivfoto).

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks (AKW) Isar 2 (Archivfoto).

Foto: dpa/Armin Weigel

Der weitere Umgang mit der Atomkraft bleibt in der Bundesregierung umstritten. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) stellte im Magazin „Focus“ erneut klar: „Am 15. April 2023 ist endgültig Schluss.“ Finanzminister Christian Lindner (FDP) wiederholte dagegen seine Forderung nach längeren Akw-Laufzeiten und sogar einer Reaktivierung bereits stillgelegter Atomkraftwerke.

Lemke nannte solche Forderungen aus der FDP und auch der CDU/CSU „absurd“. Ein solcher Wiedereinstieg wäre „riskant und unvernünftig“, warnte die Grünen-Politikerin. Zudem wäre der mühsam erzielte Kompromiss über ein Endlager für Atommüll dann „Makulatur“. Die Umweltministerin verwies auch darauf, dass gerade der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zusätzliche Risiken der Atomkraftnutzung deutlich gemacht habe.

Dagegen sagte FDP-Chef Lindner dem „Spiegel“: „Wir sollten nicht nur die drei bestehenden Kraftwerke bis 2024 am Netz behalten, sondern auch prüfen, ob wir bereits abgeschaltete Kernkraftwerke nicht wieder in den Betrieb nehmen können.“ Dies wäre für die Zeit der Krise „ein Signal für den Strompreis, eine Rückversicherung für physikalische Netzstabilität und eine Geste europäischer Solidarität“, argumentierte er.

Auch die Wirtschaftsexpertin Veronika Grimm bekräftigte ihre Forderung nach längeren Akw-Laufzeiten. Deutschland solle bis auf weiteres alle Atomkraftwerke nutzen, „die noch laufen oder sich reaktivieren lassen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Sinnvoll bleibe dagegen das angestrebte Vorziehen des Kohleausstiegs. „Wenn die Erneuerbaren ambitioniert ausgebaut werden, halte ich es durchaus für möglich, 2030 das letzte Kohlekraftwerk stillzulegen“, sagte Grimm. Eine Absage erteilte sie der Nutzung von Fracking zur Gasgewinnung in Deutschland: „Das ist keine Lösung für die aktuelle Energiekrise.“

(mzu/AFP)
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