Berlin Arztsuche über das Internet

Berlin · Wie findet man nach einem Umzug einen neuen Hausarzt, dem man vertraut? An wen wendet man sich, wenn nach zehn Jahren mal wieder ein Termin beim Augenarzt fällig ist? Bei diesen Fragen soll den Versicherten in Zukunft ein neues Internet-Portal der Krankenkassen hilfreich sein.

Die Branchenriesen Barmer/GEK und der AOK-Bundesverband bitten 30 Millionen Versicherte, auf eigens geschaffenen Internet-Portalen Bewertungen zu ihren Erfahrungen in Arztpraxen abzugeben. Zu finden unter: www.aok-arztnavi.de; www.arztnavi.barmer-gek.de; www.weisse-liste.de.

Bereits seit einem Jahr wird die Bewertung niedergelassener Mediziner in Berlin, Hamburg und Thüringen erprobt. Dabei wurden bereits 45 000 Fragebögen von Patienten online ausgefüllt. Sie werden nach ihrer Zufriedenheit mit der Praxis-Organisation und der Behandlung durch den jeweiligen Arzt gefragt.

Die Mediziner sollen nicht an den Pranger gestellt werden. Es müssen mindestens zehn Beurteilungen vorliegen, bevor die Ergebnisse gewichtet und veröffentlicht werden. Die Versicherten müssen sich jedes Mal ausweisen, bevor sie die Fragebögen im Netz ausfüllen. Damit soll verhindert werden, dass ein Versicherter bei einem Arzt mehrfach die gleichen Bewertungen abgibt und damit die Ergebnisse verfälscht. Die Ärzte wiederum können die Bewertungen mit Kommentaren versehen oder gänzlich löschen. Freie Felder, die im Internet häufig für anonyme Schmähkritiken genutzt werden, wurden bewusst weggelassen. Es gibt auch keine Ranglisten oder Schulnoten.

Nach Streit im Vorfeld um die Kriterien der Bewertung haben sich Kassen und Mediziner auf die Regeln für das Portal geeinigt. "Wir begrüßen es ausdrücklich, dass sich der Arztnavigator an den Leitlinien des Ärztlichen Zentrums für Qualität (ÄZQ) orientiert", sagte der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Carl-Heinz Müller, unserer Zeitung. Um den Patienten nicht zu verwirren, solle es ein kassenübergreifendes Portal geben, forderte er. Die Anonymität der Bewertungen sehen die Ärzte allerdings kritisch: "Grundsätzlich ist die stärkste Empfehlung immer noch die persönliche, die aus einem vertrauensvollen Verhältnis zum Arzt resultiert", betonte Müller.

Grundlage des neuen Krankenkassen-Portals ist die "Weiße Liste", die die Bertelsmann-Stiftung mit Patienten- und Verbraucherorganisationen schon vor drei Jahren ins Leben gerufen hat.

(RP)
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