Berlin Arbeitsvermittler nur für leichte Fälle?

Berlin · BA-Chef Weise verteidigt seine Mitarbeiter vor dem Bundestags-Ausschuss.

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, musste gestern überraschend nach Berlin reisen und in den Bundestagsausschüssen für Arbeit und Haushalt Rede und Antwort stehen zu den Vermittlungsmethoden der Arbeitsagentur. Der Bundesrechnungshof hatte, wie der "Spiegel" berichtet, der Behörde vorgeworfen, dass sich ihre Arbeitsvermittler aufgrund des internen Anreizsystems vor allem um die einfache Kundschaft kümmern würden. Zudem gebe es Manipulation, um die interne Erfolgsstatistik gut aussehen zu lassen. Der Rechnungshof hatte sieben von 156 Arbeitsagenturen überprüft. "Die Tatsache, dass wir in allen geprüften Agenturen Fehlsteuerungen festgestellt haben, zeigt, dass es sich um ein grundsätzliches Problem handelt", hieß es.

Aus Sicht des Rechnungshofs gereicht dieses System schwierigen Fällen und Langzeitarbeitslosen zum Nachteil. Die Kritik ist in der BA seit November bekannt. Die Agentur erschüttert auch, dass der "Spiegel" zwei Mitarbeiter zitiert, deren Aussagen nahelegen, dass Manipulationen für die Statistik in der BA an der Tagesordnung sind. "Da gibt es Ausprägungen, die sind so nicht gewünscht", räumte Weise ein.

Er kündigte eine Reform des internen Systems der Bewertung an, was als erfolgreiche Arbeit gilt. Er verteidigte aber den Grundsatz, wonach es darum geht, möglichst viele Jobsuchende so schnell wie möglich in eine neue Stelle zu vermitteln. Ziel ist es, dass Gekündigte erst gar nicht arbeitslos werden, sondern durch eine Job-to-Job-Vermittlung vom alten in ein neues Beschäftigungsverhältnis wechseln.

Auch der Chef des BA-Verwaltungsrats, Peter Clever, kündigte an, dass die Bundesagentur reagieren werde. "Es ist hilfreich zu wissen, wie erfindungsreich Einzelne sein können, das Steuerungssystem auf den Kopf zu stellen", sagte er. Er betonte, dass die Bonus-Zahlungen für Führungskräfte im Erfolgsfall nicht sehr hoch seien. Höchstens würden rund 3200 Euro pro Jahr gezahlt. 2012 habe es keine Zusatzzahlungen gegeben, weil die Ziele nicht erreicht worden seien. 2011 hätte die Hälfte der Führungskräfte, die außer Tarif bezahlt werden, rund 1600 Euro bekommen.

(qua)
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