Erwerbslosigkeit Arbeitslosigkeit sinkt im Mai auf Rekordtief

Nürnberg · Selbst die Konjunkturabkühlung zum Jahresbeginn hinterlässt kaum Spuren - der Arbeitsmarkt präsentiert sich weiter robust. Man muss weit zurückblicken, um auf eine ähnlich geringe Mai-Arbeitslosigkeit in Deutschland zu stoßen. Aber schon warten neue Herausforderungen.

 Die Arbeitslosenzahl in Deutschland ist auf ein Rekordtief gesunken.

Die Arbeitslosenzahl in Deutschland ist auf ein Rekordtief gesunken.

Foto: dpa, Martin Gerten

Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt dank des Frühjahrsaufschwungs auf Rekordkurs: Im Mai sank die Zahl der Menschen ohne Job auf den niedrigsten Wert in diesem Monat seit 24 Jahren. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnete 2,762 Millionen Erwerbslose. Das waren 81.000 weniger Jobsucher als im April und 120.000 weniger als vor einem Jahr, wie BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg berichtete. Dadurch sank die Arbeitslosenquote um 0,2 Punkte auf 6,3 Prozent. Unterdessen bereitet sich die BA auf steigende Zahlen arbeitssuchender Flüchtlinge in den kommenden Monaten vor.

"Die verhaltene Entwicklung der Wirtschaft im ersten Quartal zeigt sich nicht auf dem Arbeitsmarkt. Der hat sich weiterhin gut entwickelt", betonte Weise. Der etwas stärkere Rückgang im Mai habe aber im Wesentlichen saisonale Gründe. Ohne diese Sonderfaktoren, wie die stärkere Beschäftigung in Bau- und anderen Außenberufen zum Frühjahr, wäre die Zahl der Arbeitslosen nur um 6000 gesunken. Auch Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles (SPD) gab sich optimistisch: "Auf dem Arbeitsmarkt hält das Hoch an", erklärte sie in Berlin.

Keine Jobflaute dank steigender Zahl der Arbeitsplätze

Weise sieht trotz vorsichtiger Skepsis von Arbeitsmarkforschern und Bankökonomen vorerst keine Hinweise für eine drohende Jobflaute in den kommenden Monaten. Dabei verweist er auf die steigende Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland: "Was uns einigermaßen bestätigt: dass die Beschäftigung sich weiterhin gut entwickelt." Zugleich bedauerte er, dass davon bislang nur vergleichsweise wenige Arbeitslose und noch weniger Langzeitarbeitslose profitierten. "Die Langzeitarbeitslosigkeit geht nicht zurück. Das ist ein Schwachpunkt", räumte er ein.

Unterdessen rückt die Flüchtlingsfrage immer stärker in den Blickpunkt die Bundesagentur. Schon jetzt kümmerten sich Jobvermittler um rund 350.000 Zuwanderer, darunter eine wachsende Zahl von Flüchtlingen, berichtete Bundesagentur-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. 90 Prozent davon, also rund 315.000 würden derzeit von den staatlich finanzierten Jobcentern betreut, ohne dass diese darauf ausreichend vorbereitet seien. In diesem Jahr dürften weitere Zehntausende von Asylbewerber dazukommen, erwartet der BA-Manager.

In den Jobcentern fehlen Mitarbeiter

Alt sieht daher die für die Jobcenter-Finanzierung zuständige Bundesregierung in der Pflicht. Benötigt würden bei voraussichtlich 150.000 betreuten Zuwanderern rund 1000 zusätzliche Jobcenter- Mitarbeiter. Bei Betreuungskosten von rund 1000 Euro pro Kopf seien zudem 150 Millionen Euro zusätzlich nötig. "Der Bund steht jetzt in der Verantwortung, auch bei den Jobcentern Vorsorge zu treffen", mahnte Alt.

Die von der BA finanzierten örtlichen Arbeitsagenturen seien dagegen für diese Aufgabe finanziell und personell gut aufgestellt. Die für Hartz-IV-Betroffene zuständigen Jobcenter werden vom Bund und nicht aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung finanziert.

Derweil sind die Auswirkungen des Mindestlohnes nach Einschätzung der Bundesagentur-Führung auch fünf Monate nach seiner Einführung noch immer schwer einschätzbar. "Unsere Arbeitsmarktforscher sind noch dran. Es gibt noch keine validen Daten", sagte Alt.

Neue Arbeitsplätze in fast allen Branchen

Es zeige sich aber, "dass die Branchen, die in den vergangenen Monaten Minijobs abgebaut haben, auf der anderen Seite sozialversicherungspflichtige Stellen geschaffen haben". Als Beispiel nannte er den Handel, die Logistikbranche und die Gastronomie. Ob der Grund dafür die Mindestlohnregelung ist, sei aber noch unklar.

Neue Arbeitsplätze entstehen seit einigen Jahren in fast allen Branchen. So legte die Zahl der Erwerbstätigen nach den jüngsten Daten vom April um 21.000 auf 42,65 Millionen zu - im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 208.000. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg um 78.000 auf 30,47 Millionen.

Damit legte die Zahl der regulär Beschäftigten binnen Jahresfrist um 537.000 zu (Märzdaten). Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg weiter. Im Mai waren bei den Arbeitsagenturen 557.000 offene Stellen gemeldet, 75.000 mehr als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind derzeit Mitarbeiter in den Berufsfeldern Metallerzeugung, Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik sowie Verkauf.

(dpa)
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