Rückblick auf Arbeitskämpfe Das waren die außergewöhnlichsten Streiks in Deutschland
Berlin · Erinnern Sie sich? Wenn Warnstreiks weite Teile des öffentlichen Verkehrs in Deutschland lahmlegen, sind das bemerkenswerte Aktionen. In der Vergangenheit gab es mehrere dieser außergewöhnlichen Arbeitsniederlegungen. Wir haben eine Auswahl für Sie zusammengestellt.
Bahnstreik: Die Deutsche Bahn ist regelmäßig von Streiks betroffen, ein Tarifkonflikt bleibt dabei besonders in Erinnerung. Fast ein Jahr lang wird er zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn ausgetragen. Im Juli 2014 starten Tarifgespräche, mehrere Streikwellen mit zwei Warnstreiks und sechs Streiks folgen. Höhepunkt ist der achte Ausstand im Mai 2015. Über mehrere Tage fallen deshalb 127 Stunden im Personen- und 138 im Güterverkehr aus. Danach kommt es zu einer zähen Schlichtung und im Sommer 2015 zur Einigung.
Flugstreik: Für viele Passagiere ist eine Lufthansa ohne Streiks über Jahre kaum vorstellbar. Ab 2014 sorgen insgesamt 14 Streikwellen im Dauertarifkonflikt zwischen der Fluggesellschaft und ihren Piloten für einen wirtschaftlichen Schaden von mehr als einer halben Milliarde Euro. Beim ersten mehrtägigen Streik im April 2014 sind über 400.000 Fluggäste betroffen. Bis zum Spätsommer 2015 fallen über 8500 Flüge aus. Nach mehr als vier Jahren Verhandlungen einigen sich die Lufthansa und die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit im März 2017.
Flächenstreik: Zu bundesweiten unbefristeten Streiks im gesamten öffentlichen Dienst kommt es 1992. Über zwölf Tage gibt es im April und Mai Arbeitsniederlegungen im Nahverkehr, bei Müllentsorgern und der Post. Kurz vor der Einigung auf 5,4 Prozent mehr Lohn werden Bereiche des öffentlichen Lebens weitgehend lahmgelegt. Der Flughafen Frankfurt/Main ist erstmals gesperrt. Zuletzt streiken 435.000 Menschen.
Metallerstreik: Die IG Metall ruft im Mai 1984 in Hessen und Nordwürttemberg-Nordbaden zum Streik für die 35-Stunden-Woche auf. 57.500 Beschäftigte in 23 Betrieben legen ihre Arbeit nieder. Die Arbeitgeber reagieren mit Aussperrung: Nach wenigen Tagen sind mehr als 100.000 Metaller betroffen, schließlich über 500.000. Nach fast sieben Wochen Streik erfolgt die Einigung.
Firmenstreik: Im Zementwerk Seibel & Söhne im nordrhein-westfälischen Erwitte treten im März 1975 wegen drohender Kündigungen 150 Beschäftigte in einen Ausstand und besetzen den Betrieb. Der nicht von der Gewerkschaft getragene Streik dauert rekordverdächtige 449 Tage. Weil der Fabrikant die für Juni 1976 vereinbarte Wiederaufnahme der Arbeit verweigert, geht die Produktion mit meist neuen Arbeitern weiter.
Branchenstreik: Arbeiter der Granitindustrie im Bayerischen Wald legen 1991/1992 für 301 Tage die Arbeit nieder. Dabei geht es um Akkordlöhne und ein von den Arbeitgebern geplantes System zur Neubewertung der Leistung. Schließlich stimmen die zuletzt noch rund 250 Streikenden für einen Kompromiss.