Arbeitgeber-Präsident Kirchhoff zur Metall-Tarifrunde „Wir können die Inflation nicht ausgleichen“

Düsseldorf · Vor der Tarifverhandlung für 700.000 Beschäftigte in NRW lehnt Arbeitgeber-Präsident Kirchhoff die Acht-Prozent-Forderung der IG Metall als überhöht ab: „Es war noch nie so schwierig wie jetzt.“ Von Mona Neubaur fordert er Druck auf Habeck, die Atomkraftwerke länger laufen zu lassen.

 Unternehmer-Präsident Arndt Kirchhoff

Unternehmer-Präsident Arndt Kirchhoff

Foto: METALL NRW/Wilfried Meyer

Auf Schalke treffen in einer Woche IG Metall und NRW-Arbeitgeber aufeinander. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn für die 700.000 Beschäftigten bei Metall- und Elektrobetrieben. Arndt Kirchhoff, Präsident von Metall NRW, lehnt das als unrealistisch ab: „Acht Prozent sind absolut unverträglich und überhöht“, sagte Kirchhoff vor Journalisten. „Wir können die Inflation nicht ausgleichen.“ Die Tarifpartner hätten die große Verantwortung, eine Preis-Lohn-Spirale zu verhindern. Dies sei die höchste Forderung seit 2008.

Kirchhoff wies auf die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen hin: „So schwierig war es noch nie, das wird ein ziemlicher Spagat werden.“ Viele Firmen kämpften mit Lieferproblemen und Fachkräftemangel, zugleich müsse die Transformation vorangehen. „Aber vor allem leiden viele Firmen unter den gestiegenen Energiekosten.“ Die Preise für Energie seien um 242 Prozent gestiegen, die für Stahl hätten sich verdoppelt. „Die Energiekrise macht uns die meisten Sorgen.“

Hier sieht Kirchhoff auch Bund und Land in der Pflicht. „Beim Entlastungspaket sind die Unternehmen vergessen worden, die Unternehmen brauchen Hilfe bei den Energiepreisen“, sagte er in Richtung des Bundes. Aber auch das Land müsse etwas tun. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sollte auf Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) einwirken, damit er die drei verbleibenden Atommeiler weiterlaufen lässt. „Alle Kraftwerke müssen laufen, ein höheres Angebot wirkt auch preisdämpfend.“ Habeck habe zwar Fehler gemacht, aber er genieße weiter das Vertrauen der Arbeitgeber. „Da muss nur nachgesteuert werden.“

Kirchhoff kritisierte, dass die IG Metall die vergangenen beiden Tarifabschlüsse „schlecht rede“, bei denen NRW den Pilotabschluss für die deutsche Metall- und Elektrobranche geschafft hat. Ob das auch dieses Mal gelingt, ist offen. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, danach sind auch Streiks möglich. Kirchhoff warnte die Gewerkschaft vor harten Auseinandersetzungen: „Wir dürfen den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht verlieren.“

Natürlich wollten auch die Arbeitgeber ihren Belegschaften entgegenkommen, die unter der Inflation leiden. Aber dies müsse für die Betrieb verkraftbar sein, so Kirchhoff. Hohe Einmalzahlungen seien hier ein Weg, da diese nicht zu einer tabellenwirksamen Lohnerhöhung führen. Er begrüßt, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern eine steuer- und abgabenfreie Sonderzahlung von 3000 Euro geben können, was Teil des Entlastungspaketes ist. „Das könnte ein Weg sein.“ Die Unternehmen würden aber erst einmal abwarten, was die Tarifrunde ergäbe.

Die Metall- und Elektroindustrie ist die größte Branche in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen zählt sie 2000 Unternehmen, die Hälfte ist tarifgebunden. Es geht in NRW um 700.000 Beschäftigte, davon 450.000 tarifgebundene.

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