IW-Studie zu den Folgen der Corona-Krise Unternehmen sparen durch Wegfall von Dienstreisen elf Milliarden Euro allein im Krisenjahr 2020

Exklusiv | Berlin · Die Unternehmen in Deutschland haben wegen des Wegfalls von Dienstreisen während der Corona-Pandemie im Krisenjahr 2020 rund elf Milliarden Euro gespart. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Sie zeigt auch auf, wie die Unternehmen in Zukunft mit Dienstreisen umgehen wollen.

 Dienstreisen wurden in der Corona-Pandemie in den meisten Unternehmen durch virtuelle Meetings ersetzt.

Dienstreisen wurden in der Corona-Pandemie in den meisten Unternehmen durch virtuelle Meetings ersetzt.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

„Die meisten Unternehmen führen seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich weniger Dienstreisen durch als vorher. Stattdessen finden viele Meetings virtuell statt. Allein im Jahr 2020 haben die Unternehmen dadurch elf Milliarden Euro eingespart“, heißt es in der Studie.

Die Studienautoren nutzten für ihre Berechnungen 17 Umfragen, die der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) bei respräsentativ ausgewählten Unternehmen zwischen September 2020 und August 2021 über ihre Dienstreisen und die Kosten durchgeführt hatte. Laut dem VDR gaben die Unternehmen 2019 noch insgesamt 55,3 Milliarden Euro für Dienstreisen aus. Im Pandemiejahr 2020 waren es demnach nur noch 10,1 Milliarden Euro. Die Differenz von rund 45 Milliarden Euro sei jedoch nicht unmittelbar als Ersparnis zu interpretieren. Denn der Ausfall der Dienstreisen war für viele Unternehmen auch geschäftsschädigend, etwa wenn es wegen der ausgefallenen Dienstreisen nicht zu neuen Geschäftsabschlüssen kam.

Im Schnitt antworteten 38,3 Prozent der durch den VDR befragten Unternehmen im Jahr 2020 und 24,8 Prozent im Jahr 2021, dass die Durchführung von mehr Geschäftsreisen derzeit nicht dringend nötig sei. „Rechnet man den 2020er-Umfragewert von 38,3 Prozent auf die um 45 Milliarden Euro reduzierten Dienstreiseausgaben um, ergibt sich eine geschätzte Ersparnis von 17,3 Milliarden Euro“, so die Studie. Das IW nimmt aber an, dass die Unternehmen 2020 noch stark unter dem Eindruck der Bedrohung durch die Pandemie standen und daher mehr Geschäftsreisen als normalerweise für unnötig erklärten. Möglicherweise seien die Umfragewerte von 2021 daher adäquater für die Berechnung der Ersparnis. „Mit dem2021er-Umfragewert ergibt sich eine Ersparnis von 11,2 Milliarden Euro“, so das Studie.

„Dienstreisen sind tatsächlich ein großer, teurer Posten in der unternehmerischen Rechnung, der das Potenzial für deutliche Einspa-rungen birgt. Mehr als drei Viertel der Unternehmen haben das realisiert und erwarten eine dauerhafte Reduktion der Reisetätigkeit gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019“, schreiben die Studienautoren. Gleichzeitig hätten viele Unternehmen mehr in ihre IT-Ausrüstung investiert, um digitale Kommunikation im Betrieb zu verbessern. 2021 werde ein Anstieg der IT-Ausgaben um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet.

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