Cupertino Apples neue iPads werden golden

Cupertino · Der Konzern macht das iPad Air 2 und das iPad Mini 3 dünner und leistungsfähiger als die Vorgängermodelle. Mit den neuen Tablet-Computern versucht Apple, das schwierig gewordene Geschäft in dem Segment neu zu beleben.

Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis Apple-Chef Tim Cook gestern Abend deutscher Zeit bei seiner Produktpräsentation verkündete: "Lasst uns über das iPad sprechen." 225 Millionen Exemplare des Tablet-Computers habe man in vier Jahren seit der Markteinführung verkauft, sagte Cook. "Noch nie haben wir ein Produkt in den ersten vier Jahren so gut verkauft wie das iPad." Und mit zwei neuen Modellen will der iPhone-Konzern die zuletzt etwas ins Stocken geratenen Verkäufe nun wieder ankurbeln. Das iPad Air 2 und das iPad Mini 3 werden 18 Prozent dünner als die Vorgängermodelle (6,1 Millimeter), es wird sie erstmals auch in goldenem Aluminiumgehäuse geben, und sie sind mit dem leistungsfähigeren A8X-Chip ausgestattet - die Generation ist auch in den neuen iPhones verbaut.

Noch mehr erinnert an die vor wenigen Wochen erst vorgestellten Smartphones: Die neuen iPads bekommen den ebenfalls bekannten Fingerabdruck-Sensor im Homebutton. Das Design lehnt sich stark an das iPhone an. Der Akku soll zehn Stunden halten, das Display weniger spiegeln, und die Kamera Aufnahmen in Zeitlupe, Zeitraffer und im Hochgeschwindigkeitsmodus erlauben. Bestellungen sind ab heute möglich, geliefert wird ab Ende kommender Woche. Die Preise für das iPad Air 2 liegen zwischen 489 und 809 Euro, die für das kleinere Tablet zwischen 389 und 709 Euro. Außerdem stellte der Konzern einen neuen iMac-Schreibtischrechner mit einer drastisch erhöhten Bildschirm-Auflösung vor. Und der iPhone-Bezahldienst Apple Pay startet am Montag zunächst in den USA mit 500 teilnehmenden Banken. Einen Starttermin des Bezahldienstes für Europa verkündete Cook noch nicht.

Mit den neuen Tablet-Modellen hofft Apple, sich auf dem Markt wieder etwas Luft zu verschaffen. Der Bereich hat sich im vergangenen Jahr für den Konzern, der die Geräteklasse überhaupt erst begründet hatte, unerwartet zum Sorgensegment entwickelt. Zwar waren 2013 noch immer 36 Prozent der verkauften Geräte aus Cupertino, aber im Jahr zuvor waren es noch rund 53 Prozent gewesen. 2013 wurden erstmals mehr Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android verkauft als mit Apples iOS. Vor allem Samsung und Asus haben mit zum Teil größeren, aber vor allem günstigeren Tablets mächtig aufgeholt.

Hinzu kommt, dass der gesamte Tablet-Markt sein Wachstum gebremst hat. Die Marktforschungsunternehmen Gartner und IDC haben ihre Verkaufsprognosen gerade erst zum zweiten Mal in diesem Jahr nach unten geschraubt. Im März glaubten die Analysten noch an 270 Millionen verkaufte Tablets für dieses Jahr weltweit. Jetzt sind es noch knapp 230 Millionen. Im Vergleich zum Jahr 2013 ist das zwar immer noch ein Wachstum um rund elf Prozent, 2013 waren es aber noch 55 Prozent gewesen. Prognosen für dieses Jahr lagen bei 40 Prozent.

Das Tablet hat unerwartete Absatz-Probleme. Die Konkurrenz in Form von immer größeren Smartphones (so genannten Phablets) wächst stetig, und viele Hersteller punkten mit Tablet-Notebook-Kombinationen. Zum anderen liegt der Rückgang aber auch daran, dass Tablets nicht wie Smartphones schon nach einem oder spätestens zwei Jahren ausgetauscht werden, sondern einendeutlich längeren Lebenszyklus haben. Laut Marktforscher Gartner sind Tablets im Schnitt drei Jahre im Gebrauch.

Insofern muss Apple seine Fans jetzt mit guten Argumenten überzeugen; davon nämlich, ihr gerade erst ein Jahr altes iPad durch den kostspieligen Nachfolger zu ersetzen. Und davon, dass sie neben dem ohnehin schon riesigen iPhone 6 Plus überhaupt noch ein Tablet brauchen. Ob das dem Konzern mit der Präsentation am Abend gelungen ist, wird sich bald entscheiden.

(RP)
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